Kriminelle Banden haben in Haiti die Macht übernommen. Polizei und Sicherheitskräfte haben die Kontrolle verloren. Es herrscht totale Anarchie. Im Bild Menschen in der Hauptstadt Port-au-Prince, die mit ein paar Habseligkeiten aus ihren Häusern fliehen.
Bereits seit gut einer Woche legt die Bandengewalt Port-au-Prince lahm. Polizeiwachen wurden angegriffen, auch am Flughafen fielen Schüsse, alle Flüge fielen aus.
Das Gesundheitssystem steht nach Angaben des Uno-Hochkommissars für Menschenrechte, Volker Türk, am Rande des Zusammenbruchs. Die Versorgung mit Nahrung ist prekär. Bereits die Hälfte der Bevölkerung leidet akut unter Hunger.
Bei Angriffen auf zwei Gefängnisse vergangenen Samstag waren ihm zufolge mehr als 4500 Häftlinge ausgebrochen. Die zwei wichtigsten bewaffneten Gruppen haben sich zusammengeschlossen. Anführer Jimmy «Barbecue» Chérizier droht offen mit einem Bürgerkrieg, wenn der Interimspremierminister Ariel Henry nicht zurücktrete.
Dieser hatte sich bereiterklärt, bis Ende August 2025 Wahlen abzuhalten. Es wären die ersten in Haiti, seit Henry kurz nach der Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 die Regierungsgeschäfte übernahm. Von einer Auslandsreise kehrte Henry bisher wegen der Sicherheitslage im eigenen Land nicht zurück.
Henry war unter anderem nach Kenia gereist, dem Land, das eine vom UN-Sicherheitsrat genehmigte Sicherheitsmission in Haiti anführen soll. Am Dienstag reiste Henry nach Puerto Rico, nachdem ihm die Dominikanische Republik, die sich die Karibikinsel Hispaniola mit Haiti teilt, keine Landeerlaubnis erteilt hatte.