Nun wünscht man sich allüberall ein gutes neues Jahr und einen schwungvollen Start ins 2025. Eine praktische Anleitung vermittelt uns ein Bild aus dem Frühwerk des Urner Künstlers Heinrich Danioth (1896–1953). Eine persönliche Reminiszenz.
Mein Grossvater hat mich als Viertklässler nach Schwyz ins damalige Bundesbriefarchiv geführt (seit 1992: Bundesbriefmuseum). Voll Stolz und mit Inbrunst hat er mir die Unabhängigkeitsbriefe und Verträge der alten Eidgenossenschaft erklärt – vom Urner und Schwyzer Freiheitsbrief von 1231 und 1240 über den Bundesbrief von Anfang August 1291 zwischen den Talgemeinden Schwyz, Uri und Nidwalden bis zum Stanser Verkommnis von 1481. Ein kleines Panoptikum an verinnerlichter Schweizer Geschichte.
Heinrich Danioths «Fundamentum» am Bundesbriefmuseum
Noch heute weiss ich, wie wir miteinander vor dem Bundesbriefmuseum gestanden und das grosse, farbige Fresko an der Frontfassade betrachtet haben. Es stamme von Heinrich Danioth, einem bekannten Urner Künstler, hat mir mein historisch interessierter Grossvater erläutert. «Fundamentum» – so heisse das Gemälde. Es zeige die Gründung der Eidgenossenschaft, wie Danioth sie sich vorgestellt habe, zum Teil gemäss dem Wissensstand der 30er Jahre (des letzten Jahrhunderts).
In der Mitte befänden sich die drei Landammänner auf dem Rütli, umgeben vom Volk, das mitschwöre – von Männern und einer Frau aus Uri, Schwyz und Unterwalden. Daneben seien die Bannerträger dieser drei Orte zu erkennen. Und in der oberen linken Ecke stünde der Schwyzer Standesweibel mit dem Bundesbrief von 1291, daneben der Schreiber des Briefes, beide bewacht von drei bewaffneten Männern, dies als Symbol für die Wehrhaftigkeit des eidgenössischen Bundes von 1291. Flankiert würde die Szene von einer Mutter mit Tochter und Kind. Heinrich Danioth habe sie als Sinnbild für die Familie, die Urzelle des Staates, gemalt.
Heinrich Danioths Kunstschaffen
Erst viel später wurde mir bewusst: Um das legendäre, damals sehr moderne Wandbild gab es 1936 im Vorfeld der Eröffnung heftige und giftige Kontroversen. Vielen war das Bild zu avantgardistisch. Danioth wurde gar als bolschewistischer Maler diffamiert. Doch das Gemälde hatte in der Person von Bundesrat Philipp Etter (1934–1959) auch einen wichtigen Fürsprecher.
Grossvaters Passion für Heinrich Danioths Kunstschaffen hat sich auf seinen Enkel übertragen. 2018 besuchte ich eine Ausstellung im Altdorfer «Haus für Kunst Uri». «Frühlingserwachen» hiess sie und zeigte das faszinierende Frühwerk dieses vielseitigen Schweizer Künstlers.
Die Heiligen Drei Könige als Skifahrer
An ein Bild erinnere ich mich ganz besonders: Die Heiligen Drei Könige in Danioths eigener Lebenswelt. Auf Skiern fahren sie durch die Urner Berglandschaft.[1] Aus dem verschneiten Wald kommen sie einem im Schuss entgegen. Parallel und schwungvoll. Der dunkle Nachthimmel mit wenigen Sternen kontrastiert zu den weissen Bergen. Das gibt dem Bild die Tiefe.
Schwungvoll ins neue Jahr! Dunkler Dämonen am Polithimmel zum Trotz. – Danioths Bild vom Fundament der Schweiz aus den 1930er Jahren und seine Heiligen Drei Könige als Skifahrer machen es vor.
[1] Vgl. https://danioth-digital.ch/schauraum?overlay=true&overlayId=Y4iqEBIAACsAqtsg&schauraum=true [abgerufen: 31.12.2024]