Es ist das, was Journalisten einen Scoop nennen. „Wir haben das geheime Grab von Priebke gefunden. Das Kreuz trägt weder Namen noch Datum“.
Das schreibt am Donnerstag kein Geringerer als Ezio Mauro, der Direktor der linksliberalen Römer Zeitung „La Repubblica“, der grössten politischen Zeitung Italiens.
Priekbe war am 11. Oktober im Alter von über 100 Jahren in Rom gestorben. Nach seinem Tod entbrannte ein Streit darüber, wo seine Leiche begraben werden solle. Man befürchtete, das Grab könne zu einer Pilgerstätte für alte und neue Nazis werden.Weder Argentinien, wo er untergetaucht war, noch Deutschland, noch Italien wollten ihn.
Wo befindet sich der Friedhof?
Laut La Repubblica befindet sich das Grab jetzt also in Italien, und zwar auf einem seit Jahren nicht mehr benutzen Friedhof einer Strafanstalt. Damit werden jüngste Gerüchte dementiert, wonach Priebkes Leiche im Geheimen nach Deutschland oder ins Südtirol geschafft worden seien.
Wo sich der Friedhof und das Grab befinden, enthüllte die Zeitung nicht. Auf dem Kreuz stehe nur eine Nummer. So könne die Familie das Grab aufsuchen. „Alle andern würden es vergessen“, meint La Repubblica.
Der deutsche SS-Offizier Priebke war 24. März 1944 massgeblich an der Massenexekution von 335 italienischen Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom beteiligt. Nach dem Krieg flüchtete er nach Argentinien, wo er ausfindig gemacht wurde. Ein italienisches Gericht hatte ihn 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt. Seither und bis zu seinem Tod befand er sich in einer Wohnung in Rom unter Hausarrest. Reue für seine Taten hat er nie gezeigt.
Nicht einmal der Totengräber wusst etwas
„Noch hat es kein Gras auf der Erde des letzten Grabes. Eine frische Erde, mit der Hacke umgegraben.“ So beginnt der Artikel von Ezio Mauro. Seit mindestens zwanzig Jahren, die einen sagen: seit dreissig Jahren, sei hier niemand mehr begraben worden. Es sei schwierig, Namen und Daten auf den alten Grabsteinen zu finden. Wenn ein Friedhof verlassen ist, verfalle und überwachse alles schnell.
Der Friedhof diente früher, um Häftlinge zu begraben, die im Gefängnis gestorben sind. Der Direktor des Gefängnisses sei in den letzten Tagen nach Rom beordert worden und wurde zur Geheimhaltung verpflichtet. Niemand durfte wissen, wer der Tote sei – weder der Totengräber, noch die Aufseher, noch der Bürgermeister, noch der Präsident der Region. Wie La Repubblica an die Information herankam, ist unklar.
Die Zeitung publizierte vier Fotos des mysteriösen Friedhofs. Ein Bild des Priebke-Grabes gibt es aber offenbar nicht. Die Bilder zeigen einen Teil des Eingangstors sowie einige alte Kreuze. Nirgendwo sieht man "frisch umgegrabene Erde", die noch nicht mit Gras bewachsen ist. Da es der Repubblica-Direktor selbst ist, der den Artikel zeichnet, dürfte "der Scoop" abgesichert sein.
Ezio Mauro gibt zudem einige Details. Der Friedhof sei mit einer weissen Umzäunung versehen. Das Gefängnis sei mit "Toren, Schweinwerfern und verriegelten Gittern" gesichert. In der Mitte des Friedhofs befinde sich eine alte Kappelle, die seit Jahren nicht mehr benutzt werde. Im Südwesten stehe eine einzige Zypresse.
Das liest sich wie eine Anleitung zur Suche des Friedhofs. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis der Ort ausfindig gemacht wird.
(hh) Mit Informationen von "La Repubblica"