Für die Kandidatinnen und Kandidaten mag es ein Wahlkampf sein. Es geht um einen Sitz oder keinen, folglich um Leben oder Tod. Für uns Wahlberechtigte ist es wie alle vier Jahre ein Herbst mit landschaftsverschandelnder Werbung und der Möglichkeit, unsere Sammlung ungebeten zugesteckter Kugelschreiber zu erweitern. Was die Parteien Wahlkampf nennen, empfinden wir als biederen Betätigungsdrang. Nicht um die Ausmarchung fürs höchste Parlament scheint es sich zu handeln, sondern um die schweizweit gleichzeitige Neubestellung der kommunalen Friedhofkommissionen.
Ein trauriger Urnengang. Sofern der Anspruch begründbar ist, eidgenössische Wahlen müssten spannend sein und argumentativ brillant, also das Gegenteil der politischen Normalität. Diese Erwartung ist übersteigert. Anstatt den sogenannten Wahlkampf als blutleer zu tadeln, müssten wir ihn als ehrlich loben. Die Kandidatinnen und Kandidaten spielen uns rein gar nichts vor. Ungeschminkt demonstrieren sie uns noch bis zum 18. Oktober im Zeitraffer den helvetischen Politalltag.
Er ist das Problem. Aber nicht durch den mangelnden Unterhaltungswert, sondern durch das überflüssige Parteiengezänk. Lösungsbezogene Sachlichkeit wäre kein tollkühner Spurwechsel. Mit ihm würde der Wahlkampf zwar auch nicht glamourös, aber wenigstens vertrauensbildend seriös.