Wie erwartet: Nikki Haley hat am Samstag die Primaries in ihrem Heimatstaat South Carolina klar verloren. Für Donald Trump wurden 59,8 Prozent der Stimmen abgegeben, für Haley 39,5. Obwohl sie nach Bekanntgabe der Ergebnisse geknickt wirkte, erklärte sie, sie wolle weiterkämpfen. «Ich bleibe Kandidatin für die Präsidentschaft.»
Der Sieg des ehemaligen Präsidenten in South Carolina hat laut amerikanischen Medienberichten «das Rennen so gut wie beendet» (CNN) – auch wenn Haley darauf besteht, dass sie mindestens bis nächsten Monat weiterkämpfen wird.
Nach Bekanntgabe der Ergebnisse trat sie vor ihre Anhängerinnen und Anhänger. «Ihr Gesichtsausdruck war düster», kommentiert die New York Times, «und für einen Moment schien es, als wolle sie sich aus dem Rennen um die Nominierung der Republikaner zurückziehen». Doch dann rief sie in die Menge: «Today is not the end of our story.»
«Unser Land wird auseinanderfallen, wenn wir die falschen Entscheidungen treffen. Hier ging es nie um mich oder meine politische Zukunft. Wir müssen Joe Biden im November schlagen», sagte sie. Und: «Ich glaube nicht, dass Donald Trump Joe Biden schlagen kann.»
Dass sie weitermachen will, sieht laut New York Times «jetzt eher nach sturem Durchhaltevermögen und Entschlossenheit als nach optimistischer Zuversicht aus».
Trump fand überraschend gemässigte Worte. Während er am 23. Januar nach seinem Sieg in New Hampshire seine Konkurrentin verspottete (und sogar über ihr Kleid lachte), erwähnte er nun Haley mit keinem Wort.
South Carolina gehört zu den konservativsten Bundesstaaten. Laut einer CNN-Umfrage bezeichnen sich mehr als vier von zehn Wählerinnen und Wählern als Anhänger von Trumps MAGA-Bewegung («Make America Great Again»). Acht von zehn der Befragten bezeichnen sich als «konservativ». Nur ein Drittel anerkennt Präsident Joe Biden als rechtmässigen Gewinner der Wahl vor vier Jahren.
Auch die neuen Skandale können dem Ex-Präsidenten nichts anhaben. Selbst als er sich mit Alexei Nawalny verglich, ging kein Raunen durch die republikanische Wählerschaft. Trump verrannte sich auch mit der Behauptung, Nikki Haley sei von ihrem Mann verlassen worden. Er sei nie bei Wahlauftritten seiner Frau dabei, erklärte Trump. Doch der eigentliche Grund für die Abwesenheit von Michael Haley ist: Army-Offizier Maj. Michael Haley ist mit der 218th Maneuver Enhancement Brigade am Horn von Afrika stationiert. Selbst rassistische Untertöne gegen die indischstämmige Haley konnte sich der Ex-Präsident nicht verkneifen.
Doch alles perlt an Trump ab. Alle erwiesenen Vorwürfe an seine Andresse werden von seinen Fans reflexartig als «Hexenjagd» und «Lügen» bezeichnet.
Die krasse Niederlage vom Samstag schmerzt Haley umso mehr, als South Carolina ihr Bundesstaat ist. Sie wurde hier geboren und war hier sechs Jahre lang Gouverneurin, bevor sie 2017 zurücktrat, um – unter Trump – amerikanische Uno-Botschafterin zu werden.
Wichtiger Indikator
In allen amerikanischen Bundesstaaten liegt Haley in den Meinungsumfragen weit zurück. Weshalb zieht sie dann ihre Kandidatur nicht doch zurück? Ihr Argument: «Mit mir als Kandidatin gewinnen die Republikaner das Weisse Haus zurück. Mit Trump als Kandidat verliert die Partei die Präsidentschaft.» Denkt Haley bereits an die Wahlen in vier Jahren?
Die Primaries in South Carolina gelten als wichtiger Indikator. In den letzten 44 Jahren haben alle republikanischen Kandidaten, die bei den Vorwahlen in South Carolina siegten, die Nominierung der Partei für die Präsidentschaft gewonnen. Eine einzige Ausnahme gab es: Newt Gingrich gewann im Jahre 2012 South Carolina, unterlag dann jedoch Mitt Romney, der dann vom Demokraten Barack Obama besiegt wurde.
Trumps politische Karriere begann 2016, und zwar in South Carolina. In einem engen Rennen mit sechs republikanischen Kandidaten gewann er und wurde damit zur dominanten Figur in der republikanischen Politik.
Wie geht es weiter?
23. Februar: Rep. Primaries in South Carolina
27. Februar: Rep. Primaries in Michigan
02. März: Rep. Caucuses in Idaho und Missouri
03. März: Rep. Primaries in Washington D.C.
04. März: Rep. Caucus in North Dakota
Am 5. März, dem Super Tuesday, werden die Würfel wohl endgültig fallen. Dann finden republikanische Primaries in 13 und republikanische Caucuses in 3 Bundesstaaten statt: In Alabama, Alaska (Caucus), American Samoa (Caucus), Arkansas, Kalifornien, Colorado, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Texas, Utah (Caucus), Vermont, Virginia.
(Die Vorwahlen der Demokraten sind hier nicht erwähnt, da Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris die einzigen ernsthaften Kandidaten sind.)
National Conventions
Vom 15. bis 18. August wählen die republikanischen Delegierten an ihrem Parteitag (Republican National Convention) in Milwaukee (Wisconsin) ihren Präsidentschafts- und ihren Vizepräsidentschaftskandidaten.
Einen Tag später, am 19. August, treten die demokratischen Abgeordneten in Chicago zusammen und bestimmen, wen sie für die Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftswahlen ins Rennen schicken.
Die 60. US-amerikanischen Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftswahlen finden am 5. November 2024 statt.
(Quellen: CNN, AP, NYT, WP, FiveThirtyEight)