Jetzt also ist er, wie befürchtet, aus dem Pariser Klimaschutzvertrag ausgestiegen. 197 Staaten haben das Abkommen unterschrieben – selbst Indien und China. 72 Länder haben es ratifiziert. Es ist einer der wichtigsten internationalen Verträge der jüngeren Geschichte. Präsident Obama hatte das Inkrafttreten des Vertrags als „Wendepunkt für den Planeten“ bezeichnet.
Mit seinem Ausstieg torpediert Trump die Energiepolitik seines Vorgängers, die eine weitere Klimaerwärmung vermeiden wollte.
Eine Drosselung der Kohle-, Erdöl- und Erdgas-Gewinnung würde der amerikanischen Wirtschaft schweren Schaden beifügen und viele Arbeitsplätze kosten. Sagt Trump.
Auch in den USA sind die alternativen Energien im Aufwind und schaffen immer mehr Arbeitsplätze. Eine weitere Förderung der Solar-, Wind-, Bio-, Erdwärme und Wasserenergie wäre von wirtschaftlich grösserem Nutzen als eine Wiederbelebung der serbelnden fossilen Energie-Gewinnung. Kein seriöser Energiespezialist sieht die Zukunft in der Kohle.
Doch um Fakten geht es bei Trumps Entscheid nicht. Es geht darum, dass er Obama, der im Ausland geschätzt und gelobt wird, ans Bein pinkeln will. Das hat Tradition, seit Trump im Amt ist.
Die New York Times publizierte am Donnerstag auf ihrer Frontseite einen Kommentar von Caroline Julianna, einer Leserin der Zeitung. Sie schreibt: „Rule of thumb: Trump will do exactly the opposite of everything Obama did.“
Alle Umfragen zeigen, dass Obama noch immer weit populärer ist als Trump. Oder schlimmer: Obamas Popularitätswerte wachsen und jene von Trump schmelzen.
Das schmerzt den Milliardär. Es gibt Anzeichen, dass es dem jetzigen Präsidenten weniger um die Sache geht, als darum, seinen Vorgänger zu diskreditieren.
Es begann ja schon am 20. Januar:
- Trump konnte es nicht ertragen, dass bei seiner Inaugurationsfeier weniger Leute anwesend waren, als bei jener von Obama. So log er eine riesige Menschenmenge herbei – die es nie gegeben hat.
- Obama setzte eine Krankenversicherung durch. Trump schafft Obamacare ab.
- Obama ist nach der Krim-Invasion auf Distanz zu Putin gegangen. Trump macht das Gegenteil: Er hofiert Putin.
- Obama hat endlich ein Abkommen mit Kuba ausgehandelt. Trump sagt, er lehne diese Übereinkunft ab und wolle einen besseren Deal.
- Obama hat entscheidend dazu beigetragen, dass mit Iran ein Atomdeal geschlossen werden konnte. Trump will diesen Deal, der nach jahrelangen Verhandlungen zustande kam, kündigen.
- Obama ist auf Distanz zu den dekadenten und kriegstreibenden Saudis gegangen. Trump verkauft ihnen milliardenteure Waffen und lässt sich einen ihrer höchsten Orden umhängen.
- Obama pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zu Europa. Trump poltert rüde gegen Europa und vor allem gegen Deutschland.
- Obama hat eine vernünftige Entwicklungshilfepolitik geführt. Trump kürzt die Entwicklungshilfe radikal – dies sogar gegen den Willen der (republikanischen) amerikanischen Uno-Botschafterin Nikki Haley.
- Als Strafe für die russische Einmischung im Wahlkampf hat Obama zwei russische Luxusanwesen in Maryland und bei New York geschlossen. Russische Diplomaten vergnügten sich hier während Jahrzehnten, spielten Tennis, segelten und badeten. Jetzt gibt Trump diese Anwesen den Russen zurück.
- Und jetzt also der Klimavertrag, der in langen, langen internationalen Verhandlungen zustande kam. Trump trampelt auf ihm wie ein Elefant auf einem Blumenbeet.
Argumente, hard facts, wissenschaftliche Erkenntnisse, Erfahrungen oder Analysen spielen in dieser trumpschen Politik nur eine nebensächliche Rolle. Man wird den Verdacht nicht los, dass das alles Bauchentscheide eines narzisstischen, autistischen Präsidenten sind.
Natürlich ist das die Stunde der Psychologen: Trump leide unter dem Komplex, dass ihm Obama überlegen war, und dass der 44. Präsident (Obama) international gefeiert wurde, während er, der 45. (Trump), nur in den Schmutz gezogen würde. Trump sei impulsiv und sehe die Realität nur verzerrt, sei benebelt von seinen Milliarden und getrieben von einem Verfolgungswahn.
Er leide unter einer schweren Persönlichkeitsstörung, sei wie ein Pubertierender, der sich gegen seinen Vater auflehne – und aus Trotz genau das Gegenteil tue. Normalerweise verflüchtigen sich solche trotzigen Aufwallungen mit dem Erreichen der Volljährigkeit.
Manchmal dauert es etwas länger.