Klickt man bei Google „grossmehrheitlich“ an, findet man 50‘000 Treffer. Das ist eher wenig. Aber es werden täglich mehr, denn das Wort ist in Mode. Vor allem in der Schweiz.
Der Rat hat „grossmehrheitlich“ beschlossen - „mit grosser Mehrheit“ beschlossen klingt da schon ältlich.
Die Partei hat „grossmehrheitlich“ entschieden. Die UNO-Resolution wurde „grossmehrheitlich“ verabschiedet. Die SP stimmte der Resolution „grossmehrheitlich“ zu. Die Kreditabrechnung wurde „grossmehrheitlich“ angenommen.
Warum findet man den Ausdruck vor allem in der Schweiz und kaum in Deutschland?
Wenn es „grossmehrheitlich“ gibt, sollte es auch „kleinmehrheitlich“ geben. Das gibt es, allerdings selten. In einem Protokoll des Zürcher Kantonsrates heisst es:
„Wenn eine 6-prozentige Steuerfusssenkung und 60 Millionen Franken Einlage in den Strassenfonds beschlossen werden, dann könnten wir uns kleinmehrheitlich diesem Budget anschliessen.“
Wir sprechen immer von der Mehrheit. Und die „Minderheit“? Es kann ja etwas gegen eine grosse oder kleine Minderheit entschieden werden. Also: „grossminderheitlich“, „kleinminderheitlich“.
„Grossmehrheitlich“ hat gegenüber „mit grosser Mehrheit“ einen kapitalen Vorteil: Die Zeitungsartikel werden heute immer kürzer. Den Journalisten gibt man genau vor, wie viele Zeichen sie schreiben dürfen. Da kämpft man um jeden Anschlag. „Mit grosser Mehrheit“ besteht (Zwischenschläge eingerechnet) aus 20 Zeichen. „grossmehrheitlich“ nur aus 17 Zeichen. Man gewinnt also drei Zeichen…
(hh)