In allen jementiischen Städten finden Demonstrationen gegen die Huthis statt. Der vierte Jahrestag des Ausbruchs der Massenbewegung gegen den damaligen Präsidenten von 2011 bietet Anlass dazu.
Die Proteste richten sich gegen die Machtergreifung, oder "den Staatstreich" der Huthis. Doch es gibt auch -offenbar kleinere - Gegendemonstrationen für die Huthis. Diese haben in Sanaa alle Zugänge abgesperrt, die zu dem Platz vor der Universität führen, der von 2011 an das Hauptlager und die Zentrale der Protestbewegung gebildet hatte.
Die Armee und die Huthis
Gespräche der politischen Parteien mit der Huthi- Führung kamen nocheinmal zustande, doch brachen resultatlos ab. Ein Hauptdiskussionspunkt dabei sei gewesen, so berichtet ein Teilnehmer bei diesen Verhandlungen, wie die Huthis in die Armee aufgenomen werden könnten. Ein Plan zwischen Armeeführern und Huthis bestehe. Doch die Huthis suchten ihm auszuweichen, weil er die Entwaffnung der Huthi-Milizen impliziere.
Die Huthis haben die Stadt al-Baida mit Hilfe der Armee erobert, Tanks der Armee hätten ihnen dabei geholfen. Al-Bayda liegt südlich von Sanaa in der Übergangszone zwischen Südjemen und dem Norden. Ex-Präsident Ali Saleh Abdulla hat zum ersten Mal zugegeben, dass er in Kontakt mit den Huthis stehe. Er erteile ihnen Ratschläge, liess er wissen.
Schliessung der westlichen Botschaften
Die amerikanische, die englische Botschaft und die französische Botschaft haben geschlossen und ihr Personal aus dem Lande entfernt. Die Deutsche Botschaft wurde auch geschlossen, doch die Diplomaten sollen sich noch in Sanaa befinden. Die Huthis hätten versucht, auf die Botschaften Druck auszuüben, erklärte ein anonym sprechender Diplomat. Nache der Abreise des Botschafters sind die Huthis in das Botschaftsgelände eingedrungen und haben sich 30 amerikanische Fahrzeuge angeignet.
Die Amerikaner liessen wissen, dass ihre Drohnenjagd auf den Kaida-Zweig AQAP, der in den südlichen Wüsten Unterschlupf gefunden hat, andaure. Es wurde auch ein neuer Drohnenschlag gemeldet. Jemenitische Gerüchte versichern, er habe "ein Kind" getroffen.
Kaida-Ableger AQAP Hauptgegner für Washington
Der Kampf gegen AQAP ist offensichtlich erste Priorität für Washington. Die AQAP Terroristen hatten mehrmals versucht, Bomben und Selbstmordattentäter nach Amerika einzuschmuggeln. AQAP ist gleichzeitig auch der bitterste Feind der Huthis. Die Amerikaner sind daher im Jemen in einer ähnlichen Lage wie in Syrien. Dort ist Asad Feind der Amerikaner und Feind von IS. Im Jemen sind es die Huthi - wenn nicht an der Regierung, dann sehr nahe daran - die sich zu Feinden der Amerikaner erklärt haben und auch Feinde von AQAP sind. Die Amerikaner wollen AQAP bekämpfen, sind aber sind nicht willens oder nicht in der Lage dazu, mit den Huthis zusammenzuarbeiten.
Saudiarabien igelt sich ein
Es ist klar, dass die weitgehend vollendete Machtergreifung der Huthis für Saudi Arabien eine grosse Sorge darstellt. Ihre Grenze nach Jemen ist weitgehend offen - wenngleich an einem befestigten Grenzzaun gearbeitet wird. Dessen Fertigstellung wird jedoch Jahre dauern, denn er soll sich vom Roten Meer bis an die Grenze Omans erstrecken. Als sie noch klein waren, hatten die Saudis die Huthis in ihrer Ursprungsprovinz Saada, an der Saudischen Grenze, aktiv bekämpft, indem sie der jementischen Armee Unterstützung gewährten. Ex-Präsident Ali Saleh Abdullah war Ihr Mann in Jemen gewesen.
Doch seit dem Jahr 2011 hatten sie immer energischer auf seinen Rücktritt gedrängt. In der AQAP-Führung gibt es viele Personen, die aus den saudischen Gefängissen geflohen sind, oder einen Ent-ideologisierungsprozess durchgemacht hatten, bei dem siee sich als echte Bekehrte verstellten. Die Organisation von AQAP wurde in Saudi Arabien zerschlagen. So gilt auch für Saudi Arabien, was für die USA gilt: Sie sind Feinde von AQAP und Feinde deren Feinde, der Huthis. Ohne jedoch bis jetzt die Feinde ihrer Feinde zu Freunden gewinnen zu können oder zu wollen.
Dies ist nicht so im Falle der jemenitischen Stämme des Inneren und des Südens. Für sie ist "le renversement des alliances" ein oft geübtes Manöver. Daher besteht die Gefahr, dass AQAP ihren Einfluss auf die sunnitischen Stämme ausdehnen kann, wenn diese unter Druck durch ihre gegenwärtigen Hauptfeinde, die Huthis, gelangen.
Die Hand Irans
Für Saudi Arabien ist darüber hinaus die Frage des iranischen Einflusses auf die Huthis zentral. Die zaiditischen Huthis sind religionshistorisch eine der Zweige des Schiismus. Es handelt sich aber um eine sehr unterschiedliche Ausprägung der Schia. Die Saudis jedoch sehen alle Schiiten, gleich welcher Variante, als eine bedrohliche Macht.
Sie wollen alle Sunniten gegen diese Bedrohung verteidigen, und diese Gegebenheit hat in den letzten acht Jahren, seitdem im amerikanisch besetzten Irak die Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten ausgebrochen waren, in der ganzen arabischen Welt eine Spannungsfront geschaffen, in der sich die Sunniten der arabischen Welt unter saudischer Führung in Konflikt stehen mit den schiitischen Minderheiten in der arabischen Welt unter iranischer Führung.