Über 250 Artikel hat Arnold Hottinger in den letzten viereinhalb Jahren für journal21.ch geschrieben. Journal21 war im September 2010 aufs Netz gegangen. Hottinger war von Anfang an mit dabei. Seine Analysen über "das grosse Unheil in der trotzdem geliebten Arabischen Welt" (siehe unten) finden nicht nur in der Schweiz grosse Beachtung. Hottinger, der zahlreiche arabische Dialekte spricht, gehört zweifellos zu den international angesehensten Nahost-Experten.
Vor seiner Tätigkeit für Journal21 war Arnold Hottinger 30 Jahre lang Korrespondent für die "Neue Zürcher Zeitung" im Nahen Osten. Er schrieb zudem zahlreiche Bücher, die längst zu Standardwerken geworden sind. Immer wieder berichtete er auch für das Schweizer Radio und Fernsehen.
"Man bekommt manchmal sogar Preise dafür"
Journal21: Arnold Hottinger, was bedeutet der jetzt verliehene Preis für Sie?
Arnold Hottinger: "Mein Vater, der ein bekannter Kinderarzt in Basel war, sagte manchmal in einer seiner mehr zynischen Stimmungen: 'Arzt zu sein ist ein trister Beruf. Man muss froh sein, wenn die Leute krank werden. Wir Ärzte leben davon!'
Ich denke oft daran, weil es den Journalisten nicht anders geht. Besonders einem, der über den Nahen Osten berichtet. Es gibt unendliches Unglück - was uns Journalisten erlaubt, viel darüber zu schreiben. Man bekommt manchmal sogar Preise dafür.
Ich versuche mich selbst zu trösten mit der Analogie: Ein Arzt mag
froh sein über seine vielen Patienten. Doch das hindert ihn nicht
daran, alles zu tun, was er kann, um sie zu heilen. Unsereins findet
viel Anlass über das grosse Unheil in der trotzdem geliebten
Arabischen Welt zu schreiben.
Heilen kann er sie allerdings nicht. Er kann immerhin versuchen, sich selbst und anderen zu erklären, was da vor sich geht - und warum. Womit er vielleicht doch ein Körnchen dazu beitragen kann, die blutigen Vorgänge zu erhellen, statt sie durch irreführende Vorurteile noch mehr zu belasten. Davon, dass sie durchschaut und verstanden werden, in Orient und Occident, hängt es ab, ob man zuletzt - auch im Nahen Osten - Heilung erwarten kann."
Der Zürcher Journalistenpreis ist der jüngste in einer langen Reihe von Ehrungen. Hottinger ist zweifacher Ehrendoktor. Unter den vielen Preisen, die er erhielt, befindet sich auch der Lifetime Achievement Award 2013, den die Berner Fondation Reinhardt von Graffenried ihm 2013 verliehen hat.
Vier weitere Preisträger
Neben Arnold Hottinger haben dieses Jahr drei weitere Journalisten und eine Journalistin den Zürcher Journalistenpreis erhalten: Christian Brönnimann (Tages-Anzeiger), Andrea Jeska (NZZ am Sonntag) sowie Manuel Bühlmann und Oliver Wietlisbach (Watson). Die Auszeichnungen sind mit je 10'000 Franken dotiert. Die Preisverleihung fand im "Kaufleuten" in Zürich statt. Geehrt werden die Preisträger für ihre "herausragenden journalistischen Arbeiten".
(J21)