Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Die israelisch-amerikanischen Beziehungen waren schon weniger frostig. Beim Treffen zwischen dem amerikanischen Aussenminister Antony Blinken und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu geht es unter anderem um den angestrebten Waffenstillstand in Gaza und um die Freilassung der israelischen Geiseln.
Im Übrigen kritisieren die USA die israelische Kriegsführung im Gazastreifen, bei der bisher fast 28’000 vorwiegend Zivilisten ums Leben gekommen sind. Die Hamas-Massaker seien «kein Freibrief andere zu entmenschlichen», sagte Blinken.
Inzwischen hat Hamas auf den von Israel unterstützten Waffenstillstandvorschlag reagiert und Forderungen gestellt. Hamas verlangt einen vollständigen Rückzug der israelischen Streitkräfte und ein Ende des Krieges nach drei 45-tägigen Waffenstillstandsperioden.
Wie erwartet, lehnt Netanjahu, der einen «totalen Sieg» in Gaza verlangt, den Vorschlag ab. Netanjahu sagte, Israel werde bis zur Vernichtung der Hamas weiterkämpfen. Der amerikanische Präsident Jo Biden erklärte, er werde «nicht akzeptieren, dass der Krieg ein Jahr lang dauert».
Die Antwort der Hamas ist ein Gegenangebot zu einem von Israel und den USA unterstützten und von Katar und Ägypten vermittelten Waffenstillstandsvorschlag. Einzelheiten dazu wurden nicht veröffentlicht.
Ein von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehener Entwurf des Hamas-Dokuments sieht Folgendes vor:
Phase eins: Eine 45-tägige Kampfpause, in der alle israelischen weiblichen Geiseln, Männer unter 19 Jahren, alte und kranke Menschen gegen palästinensische Frauen und Kinder in israelischen Gefängnissen ausgetauscht würden. Die israelischen Streitkräfte würden sich aus den bewohnten Gebieten des Gazastreifens zurückziehen, und der Wiederaufbau der Spitäler und Flüchtlingslager würde beginnen.
Phase zwei: Die verbleibenden männlichen israelischen Geiseln werden gegen palästinensische Gefangene ausgetauscht und die israelischen Streitkräfte verlassen den Gazastreifen vollständig.
Phase drei: Beide Seiten tauschen Leichen aus.
Die Vereinbarung sieht auch vor, dass die Lieferungen von Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern nach Gaza zunehmen. Am Ende der 135-tägigen Kampfpause würden laut Hamas die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges abgeschlossen sein.
Die USA haben den Vorschlag mit Reserve aufgenommen. Biden sagte, er sei «ein wenig übertrieben». Antony Blinken erklärte, es gebe «noch viel zu tun», um einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen. Wichtiger sei jedoch «ein dauerhafter Frieden».
Bei der letzten einwöchigen Waffenruhe im November wurden etwa 100 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Gefangene freigelassen.
Bei den Angriffen der Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober letzten Jahres wurden rund 1’300 Menschen getötet.
Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums wurden durch den von Israel als Reaktion darauf geführten Krieg mehr als 27’700 Palästinenser getötet und mindestens 65’000 verletzt.
1,9 Millionen Menschen im Gazastreifen mussten ihre Häuser verlassen. Insgesamt leben 2,2 Millionen Menschen in dem Streifen.