Die AKP kommt laut dem provisorischen Schlussergebnis auf 49,4 Prozent der Stimmen. Das sind knapp neun Prozent mehr als bei den Wahlen vor fünf Monaten.
Damit wird die AKP im Parlament wieder klar über die absolute Mehrheit verfügen, wie vor den Wahlen am 7. Juni.
Dies kommt einer Überraschung gleich. Meinungsumfragen prophezeiten, der Staatschef würde sein Ziel, die absolute Mehrheit zu erreichen, klar verfehlen.
Bei den Wahlen am 7. Juni hatte Erdoğans AK-Partei zum ersten Mal seit 13 Jahren die absolute Mehrheit im Parlament verloren. Sein Ziel ist es, mit der absoluten Mehrheit die Verfassung zu seinen Gunsten zu ändern und sich so mehr Macht zuzuschanzen.
Laut dem provisorischen Endergebnis kommt die AKP auf 317 Mandate im 550 Sitze zählenden Parlament. Das sind 59 mehr als bisher. Um allein regieren zu können, braucht eine Partei mindestens 276 Sitze.
- Bei den Wahlen im Juni kam Erdoğans islamisch-konservative "Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung" (AKP) auf 40,8 Prozent der Stimmen. Sie eroberte 258 Sitze. Erdoğans AKP nennt sich sozial-konservativ und wird von Ahmet Davutoğlu, einem früheren Aussenminister, geführt. In früheren Jahren wurde die Partei im Westen gerühmt, weil sie demokratische Standards im Land hochhielt, sich gegen Westen öffnete und die Wirtschaft ankurbelte. In jüngster Zeit jedoch ging die AKP-Regierung hart gegen jede Opposition vor.
- Die zweitstärkste Partei, die oppositionelle "Republikanische Volkspartei" (CHP), kommt auf 25 Prozent der Stimmen und auf 134 Sitze. Die CHP eroberte im Juni 131 Sitze. Die 1923 von Mustafa Kemal Atatürk gegründete Partei positioniert sich in der linken Mitte. Sie wird seit 2010 von Kemal Kilicdaroglu geführt. Die Partei, die früher eine streng nationalistische und säkulare Politik vertrat, hat sich in den letzten Jahren geöffnet.
- Die pro-kurdische "Demokratische Partei der Völker" (HDP) hat den Wiedereinzug ins Parlament geschafft. Gemäss dem Schlussergebnis kommt die HDP auf 10,8 Prozent der Stimmen und überspringt damit die 10 Prozent-Hürde knapp. Die HDP kommt jetzt auf 59 Sitze. Vor fünf Monaten eroberte die HDP 13,1 Prozent der Stimmen und gewann 80 Sitze. Geführt wird die Partei von Selahattin Demirtas and Figen Yuksekdag. Erdoğan wirft der HDP vor, enge Beziehungen zur „terroristischen“ kurdischen Arbeiterpartei PKK zu unterhalten. Als erste kurdische Partei zog die HDP nach den Wahlen im Juni ins Parlament ein.
- Die rechtsaussen stehende, pointiert nationalistische MHP ("Partei der Nationalistischen Bewegung") erzielte vor fünf Monaten 16,3 Prozent der Stimmen und 79 Sitze. Jetzt kommt sie auf 12 Prozent und 40 Sitze. Geleitet wird die MHP seit 1997 von Devlet Bahceli. Die Partei hat in jüngster Zeit ihre harsche nationalistische Rhetorik gemässigt. Im Kurdenkonflikt fordert sie ein militärisches Eingreifen gegen die PKK.
54,1 Millionen Türkinnen und Türken, die 18 Jahre und älter sind, konnten an der heutigen Wahl teilnehmen. 175'000 Wahllokale waren geöffnet. Die letzten schlossen um 16.00 Uhr. Die Wahlbeteiligung betrug über 86 Prozent.
Erdoğan ist in den letzten Wochen vehement gegen unliebsame Medien vorgegangen. Demonstrationen wurden gewaltsam aufgelöst. Der zweijährige Waffenstillstand mit den Kurden wurde hinfällig, weil der Präsident mit militärischer Gewalt gegen Kurden vorging, Im Wahlkampf hat er immer wieder den Türken Ruhe und Stabilität versprochen.
(J21/Agenturen/AP)