In der Hauptstadt Harare kommt das Parlament zu einer neuen Session zusammen. Staatspräsident Robert Mugabe, begleitet von seiner Frau Grace, fährt im schwarzen Rolls Royce vor. Er nimmrt eine Ehrenformation ab lässt sich von drei überfliegenden Kampfflugzeugen grüssen.
Dann, im Parlament, wird die Nationalhymne gespielt. Die Parlamentarier erheben sich. Und nun hält Mugabe, der älteste Staatschef der Welt, die Eröffnungsrede. Die anwesenden Abgeordneten und Journalisten beginnen zu raunen. Es ist die gleiche 25-minütige Rede, die er schon einmal, am 25. August, vor dem Parlament gehalten hat.
Der Sprecher des Präsidenten, George Charamba, bestätigt: „Es gab eine Verwechslung. Verantwortlich ist sein Sekretariat.“ Die Regierung bedauere den Fehler und erwäge Disziplinarmassnahmen.
Längst gibt es Spekulationen zu Mugabes Gesundheitszustand. Genährt werden sie durch viele Krankenhausaufenthalte im Ausland. Zu Beginn des Jahres war er nach einer Rede eine Treppe hinuntergestürzt. Er blieb unverletzt, doch die Bilder machten schnell auf Facebook die Runde.
Todesrohungen
Vor der Parlamentssitzung beschwerten sich einige Parlamentarier, sie seien mit dem Tod bedroht worden, falls sie den Präsidenten erneut ausbuhten.
Während der Parlamentssitzung am 25. August war Mugabe von einigen Abgeordneten mit lauten Buh-Rufen eingedeckt worden. Damals, als er die State-of-the-Nation-Rede hielt, die er jetzt erneut ablas.
Innocent Gonese, Fraktionschef des oppositionellen „Movement for Democratic Chance" (MDC), erklärte gegenüber Journalisten, sieben Parlamentarier hätte auf ihren Handys anonyme SMS mit dem Titel „Death“ erhalten. Im Text seien sie gewarnt worden, die Rede von Mugabe nicht zu stören. Die Immunität der Parlamentarier, so hiess es laut Gonese im SMS-Text, würde ausserhalb des Parlaments nicht mehr gelten.
Keine "mentale Fitness" mehr
Das Movement for Democratic Chance forderte inzwischen Mugabe zum Rücktritt auf. Er verfüge nicht mehr über „die nötige mentale Fitness, um Staatspräsident zu sein“.
Mugabe, erklärt die Oppositionsbewegung, „müsste längst pensioniert sein“.
Robert Mugabe, einer der Architekten der Unabhängigkeit Zimbabwes, ist seit dem 4. März 1980 an der Macht. Zunächst wurden grosse Hoffnungen in ihn gesetzt, doch er entwickelte sich mit den Jahren immer mehr zu einem unberechenbaren Despoten. Zudem hat er das Land in den wirtschaftlichen Ruin geführt. Die nächsten Wahlen finden im übernächsten Jahr statt. Die Opposition schliesst nicht aus, dass er erneut kandidieren wird.
(J21/Agenturen/Keystone)