Drei der ursprünglich elf Kandidaten liegen in der Wählergunst vorn. Die Wahlen finden am kommenden Samstag, 5. April, statt.
Die Chancen von Zalmai Rassoul, dem früheren Aussenminister und Sicherheitsberater des abtretenden Präsidenten Karzai, sind in den letzten Tagen gestiegen. Das Bild zeigt Rassoul an einer Wahlveranstaltung am Freitag. im Bazarak-Distrikt in der Provinz Panjshir.
Der 70-Jährige gilt als verlängerter Arm Karzais, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren darf. Böse Zungen bezeichnen Rassoul als „Pudel Karzais“. Er hatte enge Verbindungen zum letzten afghanischen König Sahir Schah in Rom. Rassoul selbst stammt aus einer „Königsfamilie“.
Karzais Bruder, Kajum Karzai, hatte Anfang des Monats seine Kandidatur zurückgezogen und sich für eine Wahl Rassouls ausgesprochen. Offenbar erfolgte dieser Schritt nach massiven Drohungen des abtretenden Präsidenten. Es ist bekannt, dass die beiden Brüder nicht gut aufeinander zu sprechen sind.
Abdullah Abdullah
Zu den aussichtsreichsten Kandidaten gehört auch Abdullah Abdullah, der schon zwei Mal versuchte, Präsident zu werden. Er schaffte es bei der letzten Wahl auf Platz zwei.
Der promovierte Augenarzt gehörte dem ersten Kabinett Karzais nach dem Ende der Taliban-Herrschaft an. Auch er kämpfte, wie Karzai, im afghanischen Widerstand gegen die Taliban. Abdullah Abdullah gibt sich siegessicher. Die letzten Wahlen im Jahr 2009 sind erwiesenermassen massiv gefälscht worden. Abdullah wirft Präsident Karzai vor, ihm den Sieg gestohlen zu haben. Abdullah hat das Handicap, dass seine Bewegung heterogen ist; ihre einflussreichen Männer politisieren nicht immer auf der gleichen Linie.
Gefährlicher Herausforderer ist auch Ex-Finanzminister Aschraf Ghani, ein altbekanntes Gesicht. Ghani ist Wirtschaftsexperte und war frühere Finanzminister.
Neue Anschläge?
Es ist zu befürchten, dass die Taliban in der kommenden Woche mehrere Anschläge durchführen. Sie hatten sich gegen die Wahlen ausgesprochen und gedroht, sie würden sie verhindern.
Wer auch immer neuer Präsident wird: er steht vor riesigen Herausforderungen. Das westliche Engagement in Afghanistan wird demnächst weiter massiv reduziert.
(hh)