Offiziell sollen sie zu Investitionen zwingen und so die Wirtschaft ankurbeln, eine Art finanzielles Zauberlehrlingsspiel, gespielt von Zentralbankern für Regierungen, die im Sattel bleiben wollen. So wird es uns erklärt.
Aber könnte es nicht sein, dass es gar kein Zauberlehrlingsspiel ist, sondern ein Symptom, ein Abbild der Realität?
Im Grunde genommen ist Zins eine Wette auf eine profitable Zukunft: Du bringst Dein überschüssiges Geld zur Bank, die leiht es jemandem, der damit Geld verdient, der am Schluss Zins und geliehenes Kapital zurückzahlt und den Rest behält – eine Win-Win-Situation.
So könnte ein Negativzins auch signalisieren, dass es diese Win-Win-Situation nicht mehr gibt, weil es keine profitable Zukunft gibt, etwa derart, dass man in Zukunft mit Geld weder viel verdienen noch kaufen kann.
Ja, was ist mit dieser Zukunft? Der Ausstoss von Treibhausgasen wird jährlich grösser, nicht kleiner. Die IPCC-Reports berichten nur die Hälfte der Kalamität. Bis 2030 kommen anderthalb Grad globaler Klimaerwärmung, zwei Grad bis 2040 und vier bis fünf oder mehr Grad bis 2100. Rockström, der Direktor des Klimainstituts Potsdam, meint, dass die Erde bei vier Grad Globalerwärmung nicht einmal mehr eine Milliarde Menschen ernähren könne. Schon jetzt leidet ein Viertel der Menschheit an Wassermangel. Weltweit sterben Bienen, andere Insekten, Fischpopulationen, Landlebewesen, während die Weltbevölkerung weiter explodiert.
Derweil sind entschlossene Gegenreaktionen nicht festzustellen, nur wirkungslose Absichtserklärungen (Kyoto, Paris) und Alibimassnahmen (CO₂-Kompensation). Im Endeffekt sind wir über die nächsten Dekaden unterwegs zu einem unbewohnbaren Planeten, mit Verhältnissen wie im Mittleren Osten: Hungersnöte, Seuchen, Massenmigration, Staatszerfall und Kriege. In einer solchen Welt werden Geld und seine Derivate den Wert verlieren. Wie, wenn uns die Negativzinsen genau das signalisieren wollten? Schliesslich hat der Markt immer recht ...