Die Grundgegebenheiten der tragischen Lage in Syrien bestehen weiter. Die syrische Armee ist in der Lage, mit ihren überlegenen Waffen überall dort auf die sich auflehnenden Teile der Bevölkerung einzuschlagen, wo sie dies will. Doch die Zahl der Empörten, wahrscheinlich eine Mehrheit der Bevölkerung, ist so gross, dass die Armee nicht alle Territorien gleichzeitig unter ihrer Gewalt halten kann. Es ist ihr bisher auch nicht gelungen, soviel lähmenden Schrecken unter der Bevölkerung auszubreiten, dass diese den Widerstand aufgibt, obgleich die Armee und die Sicherheitskräfte dies offensichtlich anstreben.
Gefangene ihrer eigenen Propaganda
Die Regierung al-Asads bleibt bei ihrer Einschätzung der eigenen Lage, indem sie der Welt erklärt und sich selbst vorsagt, die Rebellen seien nur Terroristen, und ausserdem würden sie vom feindlichen Ausland gesteuert und unterstützt. Diese These enthält ein kleines Mass von Wahrheit: Es gibt Terroristen unter den Aufständischen, und diese erhalten Hilfe aus dem Ausland. Dieser kleine Anteil Wahrheitsgehalt dient der Regierung und ihren Anhängern dazu, die eigene Propaganda als "Wahrheit" aufzufassen und die wirkliche Lage vor sich selbst zu verbergen. Dies hat die jüngste Rede Baschar al-Asads im Opernhaus von Damaskus sehr deutlich gezeigt.
Die wirkliche Lage ist dadurch gegeben, dass grosse Teile der syrischen Bevölkerung für sich selbst keinen anderen Ausweg mehr sehen, als ihren Kampf gegen die Regierung fortzuführen, sogar in dem Fall, dass er für sie tödlich verläuft.
Konfessionsgemeinschaftlicher Ausbau
Diese Situation ist dadurch zementiert, dass die Regierung sich auf Mehrheiten von Minderheitsgemeinschaften stützen kann, die ihre Lage und Lageeinschätzung teilen, in erster Linie die Alawiten, von denen viele den Sicherheitsapparat und die Arme kontrollieren, während auf der Gegenseite die sunnitische Mehrheitsgemeinschaft die Führungsfiguren und den Hauptteil der Kämpfer stellt.
Unverrückbare ausländische Stützen
Auf der Ebene der für das Fortbestehen beider Fronten wichtigen Auslandsbeziehungen bleibt die Lage ebenfalls unverändert. Russland und Iran halten zur Asad Regierung und unterstützen sie diplomatisch, mit Geld und mit Waffen; Qatar und Saudi Arabien suchen sie zu Fall zu bringen und unterstützen deshalb die Rebellen mit Waffen und Geld, während die USA, die Türkei, die europäischen Staaten mehr oder weniger aktiv mit den Aufständischen sympathisieren.
Die syrische Bevölkerung leidet unter dieser Lage in immer katastrophalerem Ausmass. Die Zahl der Obdachlosen wächst in die Millionen, jene der Unbeschäftigten und nur mit zerstörerischen Aktivitäten befassten in die Abermillionen. Die Zahl der Flüchtlinge im Ausland übertrifft eine halbe Million. Diesen Winter wird es mindestens eine Million Hungerleidende geben.
Bewegungen in dem Doppelgefüge
Innerhalb dieser andauernden Katastrophe lassen sich kleine Bewegungen der Entwicklung auf beiden Seiten erkennen. Sie sind so gering, dass sie keine glaubwürdigen Hinweise darauf geben, wie die Dinge sich auf mittlere Sicht entwickeln werden. Doch sie sind von Gewicht, wenn man versucht, der heutigen Lage auf den Grund zu gehen und dadurch mehr Verständnis dafür zu gewinnen, wie das Gesamtgefälle sich ausnimmt, auf dem sich das Ringen abspielt.
Zu viele Aufständische für die Armee
Die Aufständischen sind noch immer nicht in der Lage, eigene Herrschaftsgebiete in Syrien auf Dauer und einigermassen sicher zu halten. Mindestens aus der Luft kann die Regierungsarmee sie immer noch überall in ganz Syrien bekämpfen. Doch die Fähigkeit der Regierungsarmee, die Grenzgebiete zu kontrollieren, hat stark abgenommen. Sie scheint auch im nordöstlichen Landesteil der "Jazira", das ist "die Insel" zwischen Euphrat und Tigris, kaum mehr eine Präsenz auf dem Boden zu besitzen.
Die Kämpfer des Aufstandes sind dazu übergegangen, Armeebasen und besonders Armeeflugfelder anzugreifen. Dies geschieht einerseits, um Waffen zu erbeuten und andererseits, um der Regierung die Luftangriffe zu erschweren, im Idealfall zu verunmöglichen. Bezeichnenderweise können die Aufständischen jedoch die angegriffenen und gelegentlich voll überrannten Armeebasen nicht halten. Sie ziehen sich regelmässig mit den erbeuteten Waffen zurück, denn wenn die Armee ihre schweren Waffen für einen Gegenangriff konzentriert und einsetzt, können sie ihr, wie sie wissen, nicht standhalten.
Gegen die Beweglichkeit der Armee
Die Bewaffneten des Aufstandes versuchen auch Ortschaften zu besetzen und mehr oder weniger lang zu halten, die in der Nähe der grossen Verkehrsachsen liegen, besonders an der Hauptüberlandstrasse, die Damaskus mit Aleppo verbindet. Dies dient dazu, die Beweglichkeit der Regierungstruppen einzuschränken. Diese ist für die Regierung gerade deshalb besonders wichtig, weil sie nicht gleichzeitig überall in Syrien so stark präsent sein kann, dass sie die Lage beherrscht.
Schwere Waffen statt Präsenz von Soldaten
Auf der Seite der Regierung und ihrer Armee ist zu verzeichnen, dass das Defizit an einsetzbaren Mannschaften in Bezug auf die notwendigen Einsatzgebiete offenbar zunimmt. Dies lässt sich daran ablesen, dass die Regierungsarmee immer mehr zu Bombardierungen der eigenen Bevölkerung übergeht und immer weniger versucht, auf dem Terrain aller Regionen und Stadtviertel Syriens Herr zu werden.
Aleppo ist seit Monaten umkämpft. Offenbar ist die Stadt in Quartiere geteilt, die der Widerstand beherrscht und in solche die von der Regierungsarmee beherrscht werden. Doch die Offensiven am Boden gehen von den Aufständischen aus. Die Regierung beantwortet sie mehr und mehr mit Luftangriffen und Bombenschlägen. Sie hat nach den Beobachtungen der Nato sogar Mittelstreckenraketen gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt.
Vorstädte bombardiert, Innenstadt gehalten
In Damaskus hören die Kämpfe um die dicht besiedelten und von ärmeren Bevölkerungsteilen bewohnten Vorstädte nicht auf. Auch in diesen Kämpfen sind zunehmend Luftangriffe zu verzeichnen. Offenbar zögert die Regierung sogar im Umfeld der Hauptstadt, ihre Soldaten in Strassenkämpfen einzusetzen. Sie müsste entweder die unter allen Umständen loyalen Sondertruppen von Alawiten verwenden, die ihr zur Bewachung des Präsidentenpalasts und der inneren Stadtviertel dienen, oder die "gewöhnlichen" Soldaten einsetzten, von denen ungewiss ist, ob sie nicht überlaufen oder mindestens sich selbst im Einsatz nach Vermögen zurückhalten.
Das Ausland verliert Illusionen
Offenbar haben die Russen erkannt, dass unter diesen Umständen ein Sieg der Regierung unwahrscheinlicher wird oder mindestens als ungewiss gelten muss. Sie haben Vorsorge für die mögliche Evakuation von russischen Staatsangehörigen getroffen und einige Andeutungen darüber fallen lassen, dass auch in ihren Augen eine politische Lösung notwendig sei, weil eine kriegerische im Sinne der Regierung nicht zu erreichen scheint. Die völlig unnachgiebige Rede von Asad dürfte auch den russischen Partnern und Beobachtern Syriens wenig gelegen gekommen sein. Sie zeigt auch ihnen, dass das Regime von Damaskus weniger Flexibilität besitzt als sie ihm anempfehlen. Dies wird keinen Keil zwischen die beiden Partner treiben, aber doch die Gewichte ein wenig verschieben, dadurch dass der russische Partner sich fragt: Wie sollen wir uns verhalten, falls Asad schlussendlich seine Macht verliert?
Was geschieht nach Asad?
Diese Frage "Was geschieht nach Asad?" wird auf der europäisch-amerikanischen Seite gross geschrieben. Das britische Aussenministerium führt gegenwärtig sogar eine Konferenz hinter geschlossenen Türen mit syrischen Widerstandskreisen durch, um derartige Fragen durchzubesprechen. Es geht dabei darum, womöglich ein Machtvakuum zu vermeiden, wenn das Regime fällt. Fragen sollen behandelt werden wie: Wird es dann noch eine Polizei geben, und wer wird sie organisieren? Wer stellt die Giftgasvorräte Syriens sicher, wenn das Regime fällt? Kann die syrische Armee als Armee weiter bestehen, oder kann sie rasch neu organisiert werden? Was geschieht mit den Waffen der Aufständischen? Was geschieht mit den syrischen Kurden, die gegenwärtig versuchen, ihre eigenen Städte im Norden Syriens selbst zu verteidigen und zu verwalten? Kann man die Alawiten und die ihnen benachbarten Sunniten daran hindern, sich Gefechte zu liefern und in den gemischten Gebieten "ethnische Säuberungen" durchzuführen?
Was weiss man über den Widerstand?
Über all diesen vielen miteinander verbundenen Fragen schwebt die Ungewissheit über den syrischen Widerstand. Es gibt zwar eine Freie Syrische Armee, doch Niemand weiss genau, wie weit sie Einfluss auf die Kampfgruppen ausübt, die im Inneren kämpfen. Diese stehen unter ihren eigenen Kommandanten, von denen viele bereit sind, sich nominell der FSA zu unterstellen, um von ihr Gelder, Waffen und Munition zu erhalten. Doch offenbar gibt es auch Versorgungsquellen, die aus Qatar, Saudi Arabien und anderen Golfstaaten fliessen und die nicht notwendigerweise über die FSA geleitet werden.
Manche der Kampfgruppen ziehen es vor, sich dort "direkt" zu versorgen. Vieles spricht dafür, dass es sich dabei um die "islamisch" und besonders "salafistisch" orientierten Gruppen handelt. Diese Gruppen gehen darauf aus, auf eigene Faust zu operieren. Für grössere Aktionen schliessen sie Einzelabkommen mit benachbarten und befreundeten Gruppen ab.
Eine bunte Vielfalt von wenig stabilen Gruppen
Es gibt offenbar aller Art Gruppen. Aus Aleppo gibt es Beschreibungen von solchen, die in einem der zerbombten Quartiere hausen und im wesentlichen vom Plündern leben. Zuerst haben sie die Lokale der Regierung leer geplündert, doch dann auch die Wohnungen der geflohenen Einwohner. Wenn es einer von ihnen gelingt, Polizeiposten oder Armeepositionen zu erstürmen und der dortigen Waffenlager Herr zu werden, kann es vorkommen, dass Rivalengruppen auch einen Teil der Beute fordern und es darüber zu Kämpfen zwischen zwei Gruppen des Widerstands kommt.
Die Mannschaften dieser Gruppen sind flottierend. Wenn ein geschickter oder glücklicher Kommandant über mehr Waffen und bessere Nahrung verfügt als seine Rivalen, laufen ihm Kämpfer zu, welche die weniger erfolgreichen "Kommandanten" verlassen. Was natürlich ebenfalls zu Reibungen unter den Gruppen und zu gegenseitigem Misstrauen führen kann. (Siehe die hervorragenden Berichte des Augenzeugen, Ghaith Abdul-Ahad im "Guardian" zwischen Mai und September 2012.)
Die Islamisten: Disziplin und Motivation
Von solchen heben sich ab die streng organisierten und disziplinierten Gruppierungen des "islamischen" Widerstandes, die allem Anschein nach auch die energischsten Aktivitäten gegenüber den Regierungssoldaten entfalten.
Es gibt kaum einen Angriff auf Armeebasen oder Armeeflugplätze, bei denen nicht die "Nusra Front" eine führende Rolle spielt. Diese Front ist aber auch für viele Bombenanschläge durch Selbstmordbomber verantwortlich, die in Damaskus und in Aleppo durchgeführt werden. Ihre Spezialität sollen mit Explosivstoffen vollgepackte Lastwagen sein, die weiträumig Schaden anrichten. Dies ist eine im Iraq entwickelte Anschlagtechnik. Die Wagen werden meist von Selbstmordkandidaten gelenkt, neuerdings aber auch manchmal ferngesteuert.
Ein Bericht über die "Nusra Front"
Über diese Kampfgruppe gibt es neuerdings einen zusammenfassenden Bericht der britischen Quilliam Foundation. Dies ist eine Organisation, in der ehemalige Islamisten, die ihren Irrtum erkannt haben, über ihre bisherigen Kollegen forschen und deren Handlungen und Beweggründen nachgehen. Ihr Vorsitzender, Noman Bentoman, der den Bericht signiert, ist der Ansicht, die Nusra Front (Front der Sieger) umfasse etwa 5000 Kämpfer. Sie stamme ab von der Bewegung Zerkawis, die im Iraq den Amerikanern zu schaffen machte und seither im Nordiraq weiter besteht. Sie ist ihrerseits der Qaida angeschlossen. Zerkawi erlag 2006 einer amerikanischen Rakete. Der jetzige Nachfolger Zerkawis im Iraq nennt sich Abu Du'a, er habe den Chef der Nusra Front, "Abu Mohammed al-Jawlani" nach Syrien entsandt. Die Kämpfer seien oft Syrier, die im Iraq gegen die Amerikaner gekämpft hatten. Doch viele Islamisten aus anderen Ländern – Saudi Arabien, Jemen, Golfstaaten, dem Iraq, Libyen – seien zu ihnen gestossen.
Im April dieses Jahres habe die Front einen schweren Rückschlag erlitten, weil in Damaskus mehrere ihrer Führungspersonen verhaftet worden seien. Doch den Beobachtern nach sei sie noch immer die wirksamste aller Widerstandsgruppen. Sie kämpfe für einen "Islamischen Staat" Syrien, und es sei nicht anzunehmen, dass sie ihre Waffen aus der Hand legen werde, wenn Asad zu Fall käme.
Terroristen in den Augen der Amerikaner
Die Amerikaner haben im vergangenen Dezember die Nusra Front zur terroristischen Organisation erklärt, und sie versuchen die Golfstaaten dazu zu überreden, ihr keine Waffen mehr zu liefern. Doch dieser amerikanische Schritt wurde stark kritisiert von den syrischen Kampfgruppen, auch von solchen, die nicht zur der islamistischen Strömung gehören. Viele von ihnen, darunter wohl manche, die gelegentlich mit Nusra zusammenarbeiten, scheinen der Meinung zu sein, die Front sei einer der wirksamsten gegen das Regime, und das sei gegenwärtig die Hauptsache.
Strenge Sicherheit und Disziplin
Der Bericht räumt ein, dass die Sicherheitsvorkehrungen und die innere Disziplin der Front zum besten gehörten, was von derartigen Gruppen bekannt sei. Die Front verzichte auf alle elektronischen Kommunikationsmittel und arbeite nur mit persönlichen Botschaften. Sie prüfe all ihre Mitglieder sehr genau, bevor sie sie inkorporiere.
Zu den Schwachpunkten der Front rechnet der Bericht den Umstand, dass sie bei der syrischen Bevölkerung unbeliebt sei, weil diese ihre fanatischen Züge kenne und fürchte. Dies sieht der Bericht der Stiftung als eine Einschränkung an, die eine künftige Machtergreifung der Front in Syrien in der Form des islamischen Staates, wie er ihr vorschwebt, unwahrscheinlich mache.
"Zehn Prozent" Islamisten
Der Bericht nimmt auch an, dass die Front gegenwärtig über weniger Waffen verfüge als bisher. Sie habe aus diesem Grund den Einsatz von Bomben verstärkt, und habe schon im vergangenen Sommer Versuche unternommen, möglichst viele Selbstmordbomber zu mobilisieren und vorzubereiten. Man kenne etwa 600 Bombenanschläge der Front, davon seien 40 Selbstmordbomben gewesen.
Die Beobachter der Stiftung glauben, dass die Front nicht daran interessiert sei, das syrische Regime bald zu Fall zu bringen. Denn, so nehmen sie an, ihre Chancen zu wachsen und schliesslich den Widerstand zu dominieren nähmen zu, je länger das Ringen daure.
Gegenwärtig sei damit zu rechnen, dass etwa zehn Prozent der syrischen Widerstandskämpfer den islamistischen Strömungen angehörten, deren Zielsetzung mit jener der Front übereinstimme.
Die Dynamik der Kampfgruppen
Die innere Entwicklung innerhalb der Widerstandsgruppen ist wahrscheinlich das beweglichste Element innerhalb der festgefahrenen Gesamtlage in Syrien. Diese ursprünglich improvisierten Gruppen sind dynamisch und bewegen sich unter dem Druck der Ereignisse. - In welche Richtung? - Alles spricht dafür, dass in der Tat ein Andauern des Konfliktes die islamistischen Kampfgruppen, und unter ihnen die radikalsten, begünstigt.
Die Disziplin der Nicht-Islamisten beruht, soweit es sie gibt, auf Loyalität gegenüber Führungsfiguren und vielleicht in einer kleineren Zahl von Fällen auf dem Drang nach Freiheit der Einzelnen, die wissen, dass sie diese Freiheit nur im Zusammenwirken mit Gleichgesinnten erringen können. Disziplin und Opferbereitschaft der Islamisten haben eine religiöse Wurzel. Sie wirkt, gleichgültig ob es sich dabei um eine tolerante oder um eine enge Form von Religiosität handelt, wenn man nicht sogar einräumen will, dass sich die engen Religionsverständnisse am besten für die zähe Führung von blutigen Kämpfen eignen.
Auch in Syrien: Säkulare und Islamisten
Auch im Bereich des syrischen Widerstandes gibt es den Gegensatz, der gegenwärtig in der gesamten von ihrer bisherigen autoritären Führung befreiten arabischen Welt zutage tritt: den Gegensatz zwischen säkular und islamisch. Wobei man auch hier unterstellen darf, dass die islamischen Impulse in den ärmeren und bisher untergeordneten Gesellschaftsschichten stärker wirken als die säkularen und umgekehrt die säkulare Ausrichtung mehr Attribut der bisherigen Oberschichten ist.
Ländliche Wurzeln des Widerstandes
Der syrische Aufstand wird primär durch die sunnitischen Unterschichten vom Lande und aus den ärmeren Vorstädten getragen. Oftmals ist dabei ein Unterschied zwischen ländlichen sowie kürzlich noch ländlichen und städtischen Kreisen auszumachen.
Dabei ist auch daran zu erinnern, dass eine wesentliche Wurzel des Aufstands in der langjährigen Dürre lag, die zwischen 2006 und 2011 die syrischen Landgebiete heimsuchte. Sie bewirkte für die Bauern des syrischen Ostens den Verlust von 85 Prozent der Herdentiere und über die Jahre hin zunehmend der gesamten Weizenernten. Sie hat gegen 800 000 Menschen obdachlos gemacht und trieb grosse Massen von verarmten Bauern, die sich gezwungen sahen, ihr Land zu verlassen, zu Verwandten in den weniger stark heimgesuchten Landesteilen und in die Elendsvorstädte der grossen Agglomerationen. Diese Massen haben ohne Zweifel die Erhebung genährt, und sie sind ansprechbar für die ideologischen Verheissungen der Islamisten.
Für deren Aussichten gilt aus diesen Gründen der Satz: "je schlechter, desto besser, und je länger es dauert, desto aussichtsreicher für uns!"