Es ist nicht nur billig, sondern auch schäbig und niederträchtig, gerade jungen Leuten vorzuhalten, etwas Besseres als regelmässige Demonstrationen fiele ihnen in Anbetracht der nahenden Klimakatastrophe nicht ein. Wie sollten sie auf Lösungen kommen, die auch andere Aktivisten, die sich schon vor ihnen für den Klimaschutz eingesetzt haben, vergeblich suchten?
Auf der anderen Seite wird mit Scheinlösungen jongliert: Grosse Teile der Automobilindustrie preisen die Elektromobilität an und übersehen geflissentlich, dass auch die nicht emissionsfrei sein wird und viele neue Probleme schafft. Zudem braucht ihre Einführung sehr viel Zeit, die wir schon längst nicht mehr haben.
Dabei gibt es eine Lösung, die wenigstens in Ansätzen bereits verwirklicht und erprobt ist: die CO2-Abgabe. Die ist so einfach wie logisch: Diejenigen, die CO2 produzieren, müssen dafür Steuern zahlen. Ein Braunkohlekraftwerk würde dadurch zum Beispiel sehr viel teurer als bisher, weil die Betreiber für jede Tonne CO2 bares Geld auf den Tisch legen müssen. So verdient RWE derzeit nach eigener Auskunft drei Cent pro Kilowattstunde Braunkohleverstromung. Das deutsche Bundesumweltamt schätzt, dass eine adäquate CO2-Steuer bei etwa 19 Cent pro Kilowattstunde liegen würde.
Zahlreiche Länder machen inzwischen gute Erfahrungen mit der CO2-Steuer: in Europa zum Beispiel die Schweiz, Liechtenstein, Finnland, Norwegen, Schweden und Frankreich. Mit 115 Euro je Tonne CO2 hat Schweden die höchste CO2-Abgabe Europas.
CO2-Abgaben geben der Dringlichkeit des Umsteuerns unserer Energienutzung einen nachvollziehbaren wirtschaftlichen Ausdruck. Jeder möchte Kosten vermeiden. Also wird man den Verbrauch verringern, sei es durch Innovation oder Verzicht. Das ist mit Härten verbunden, aber wenn wir unseren energiefressenden Lebensstil nicht rasch und radikal ändern, werden uns die Folgen noch viel härter treffen, nur dass wir dann keinerlei Gestaltungskraft mehr haben.
Konservative Politiker und Wirtschaftskreise wehren sich gegen diese Abgaben und Steuern. Dazu verwenden sie ein in ihren Augen fabelhaftes Argument: Zeigen nicht die Gelbwesten in Frankreich, wie eine Verteuerung von Treibstoffen zu sozialen Unruhen führt!? Offenbar haben diese Leute noch nichts davon gehört, dass der Staat Einnahmen auch zur Stützung Benachteiligter verwenden kann. In einigen Ländern geschieht das bereits.