Das von London aus operierende und als seriös geltende „Syrien Observatory for Human Rights“ erklärt, 80 der 130 Toten gehörten den Pro-Asad-Milizen an. Die andern seien Zivilisten, unter ihnen Frauen, Kinder und alte Leute. Schauplatz des IS-Massakers war der nördliche Vorort von Deir ez-Zor, al-Baghaliyeh.
Das Gouvernement Deir ez-Zor wurde bisher von Pro-Asad-Kräften gehalten. Unter den 400 Verschleppten befinden sich nach Angaben des Beobachtungsstelle Familienangehörige der Pro-Asad-Kämpfer. Man fürchte jetzt, dass die Entführten exekutiert würden, so wie es früher an andern Orten geschehen sei, erklärt Rami Abdurrahman, der Chef des Observatorys.
Neue Flüchtlingswelle
Auch die offizielle syrische Nachrichtenagentur Sana meldet, IS-Kämpfer hätten in Baghaliyeh ein Massaker an „rund 300 Zivilisten“ angerichtet. Die meisten seien Frauen, Kinder und alte Leute.
Das Blutbad hat erneut eine Flüchtlingswelle ausgelöst. Die in Syrien im Januar 2011 begonnene Kämpfe haben bisher über eine Viertelmillion Tote gefordert. 4,3 Millionen Menschen sind geflüchtet.
Bindeglied zwischen Rakka und dem Irak
Mit dem Vordringen der IS-Kämpfer in den nördlichen Zipfel von Deir ez-Zor beherrschen die Jihadisten jetzt etwa 60 Prozent der Stadt. Die restlichen 40 Prozent werden noch von Pro-Asad-Kräften gehalten.
Deir ez-Zor ist die Hauptstadt des gleichnamigen ölreichen Gouvernements. Es ist ein Bindeglied zwischen der IS-„Hauptstadt“ Rakka (Raqqa) und Gebieten im Irak, die bereits unter IS-Kontrolle stehen. Deir ez-Zor, einst eine Stadt mit knapp 300'000 Einwohnern, liegt an der Eisenbahnlinie zwischen Aleppo und der kurdischen Grenzstadt Qamischli.
Laut Angaben der Beobachtungsstelle haben russische Kampfflugzeuge erneut Stellungen Asad-feindlicher Kräfte durchgeführt.
(J21/hh/Agenturen)