Gegen den Mehrheitswillen der Mitarbeitenden und der Hörerschaft. Und gegen den Programmauftrag. Nachgerannt wird jenen, die DRS 2 kaum kennen und als neues Publikum gewonnen werden sollen. Mit lockeren Magazinen und den Sendungen „Reflexe“ und „Kontext“ in zwangsfusionierter Form. Ohne „Apéro“, „Atlas“, „Cocktail“ und „DRS 2 aktuell“. Hinter der Nivellierung steckt die panische Angst vor der Quote im Keller. Aber noch grösser ist die Angst vor der Kultur. Ihre Kraft und Eigenwilligkeit, Kreativität und Provokation erschrecken die Spitzenkader der SRG. Darum reden sie die kulturellen Leistungen und Ereignisse klein und sperren sie in Kleinformate. Die schnelle, knappe und flüchtige Berichterstattung genügt. Adressiert an Hinhörerinnen und Weghörer, denen es nicht schnell, knapp und flüchtig genug sein kann. Besass die Kultur in DRS 2 eine Heimat, wird ihr ab Mitte Dezember in SRF 2 Kultur gerade noch Asyl gewährt. Das ist anspruchsloser und billiger. Die Privatradios beweisen es und liefern das Vorbild. Die ökonomisch verführerische und programmlich fatale Patentlösung - Konvergenz von Radio und Fernsehen genannt – entlarvt sich als Konvergenz der kommerziellen und gebührenfinanzierten Sender. Vor lauter Angst, eine Kulturverantwortung tragen zu müssen, bearbeitet die SRG mit der Motorsäge den Ast, auf dem sie sitzt. (Alex Bänninger)
Angst vor der Kultur
Das Management von DRS 2 rennt den kulturschwachen Privatradios hinterher.