
Ein Psychogramm. Mosab Yousefs Vater war Mitbegründer der Hamas. Kaum erwachsen wechselte er die Seite und arbeitete zehn Jahre für den israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet. 2007 floh er in die USA, wo er seither an einem geheimen Ort lebt. Hinter seinem Verrat steht eine Geschichte von Trauma und Selbstbefreiung, die heute auf die Zukunftsfrage von Gaza verweist.
Kurz nachdem Israels Bodenoffensive im Gazastreifen begann, trat ein Mann wieder ins mediale Scheinwerferlicht, der seit seiner Flucht in die USA 2007 undercover lebte und auch tatsächlich lange von der Bildfläche verschwunden war: Mosab Hassan Yousef, Sohn eines der Mitbegründer der Hamas, der Terrororganisation, die für die Anschläge vom 7. Oktober verantwortlich war.
«Der Sohn eines Terroristen»
Kaum eine grosse News-Sendung konnte dem Attraktionswert widerstehen. «Er hat das Böse des Terrors aus nächster Nähe gesehen», meinte ein Moderator auf Fox News und betonte mehrfach, dass Mosab Yousef stets in Gefahr schwebt, umgebracht zu werden – als Verräter, weil er sich schon als Jugendlicher von der Hamas lossagte und danach zehn Jahre für den israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet gearbeitet hat. CNN machte eine Art Hollywood-Story daraus: «Hamas Leader’s Son who became a Spy». Die Anmoderationen spielten stets mit Zuschauererwartungen – inklusive des Überraschungseffekts, dass sich der als «Son of Hamas» angekündigte Gast nun entschlossen an Israels Seite stellte und dazu aufrief «Gaza von der Hamas zu befreien».
In den vielen Interviews, die im Verlauf des ersten Kriegsjahrs folgten, blieb meist dasselbe Kalkül spürbar: Sie interessieren sich für den Nervenkitzel der biographischen Schlagworte, die pikante Wirkung, die es hat, wenn der «Sohn eines Terroristen» Pro-Israel Statements abgibt. Mosab Yousef erfüllte die Aufgabe perfekt – etwas zu perfekt, weil er das militärische Vorgehen geradezu leidenschaftlich verteidigte.
Doch gerade darin lag stets etwas, das völlig aus dem üblichen Rahmen fiel: Seine Emotionalität, die absolute Unbeirrbarkeit, der fast prophetenhaften Zorn, mit dem er vor der Hamas warnte, passten nie in eine Fernseh-Dramaturgie. Und auch nicht das Bildhafte seiner Sprache: «Ich lasse nicht zu, dass mir jemand vom anderen Ende der Welt, etwas vom 'Leid der Kinder in Gaza' erzählt!», rief er mit durchdringendem Blick, als ihn ein Moderator mit Argumenten für eine Waffenruhe konfrontierte, «Ich bin der legitime Vertreter der Kinder Palästinas! Das Kind in mir spricht!» Ein seltsamer Satz für einen 45-jährigen mit Bart – und seltsam privat in einer News-Sendung, deren Thema ein brutales Kriegsgeschehen war. Es war ein Schlüsselmoment, der unbemerkt in der hitzigen Debatte unterging.
Das seelische Drama
Im journalistischen Kontext ist ihm eine klare Rolle zugedacht: als «Kronzeuge gegen palästinenischen Islamismus», mit den Schlagworten «Son of Hamas» und «Spy»« als Extra-Click-Bait. Doch in dieser medienwirksamen Aufbereitung geraten die wesentlichen Fragen aus dem Blick: Was brachte diesen Sohn dazu, zum Spion zu werden? Wer war dieses Kind, von dem er spricht? Was brachte den 18-Jährigen dazu, was eigentlich kein Junge seines Alters mit seinem Hintergrund und von seiner Herkunft in der Lage wäre zu tun – auf einen Schlag alles zu verraten, was seinem Vater, seiner Familie und seiner Gesellschaft heilig war?
Was Mosab Yousefs Lebensgeschichte tatsächlich so aussergewöhnlich macht, bietet keinen Stoff für Breaking News oder Hollywood: Es war das innere Drama, das sich abspielte, als er als Jugendlicher zum ersten Mal im Gefängnis sass, die Entscheidung, zu der er kam, und die Tiefe der Erkenntnis, die aus ihr sprach. Es war, um es in seiner eigenen bildhaften Sprache zu sagen, der Moment, in dem er den Kampf «gegen den gefährlichen Feind, die Macht der Schande», aufnahm. Und vielleicht liegt das mediale Missverständnis genau in diesem Wort, weil eine Gesellschaft, in der «Schande und Ehre», die Begriffe «Gut und Böse» ersetzen, im säkularen Westen kaum noch als Realität vorstellbar ist.
Es gab zwei Weichenstellungen, die seinen Weg bestimmten. Ihr versteckter Standort lässt sich in Zeugnissen finden, die lange vor dem heutigen Konflikt entstanden sind: in seiner Autobiographie (https://www.orellfuessli.ch/shop/home/artikeldetails/A1014460999) etwa, die 2007 nach seiner Flucht in die USA erschien, für Aufsehen sorgte und danach wieder vergessen ging, in dem berückenden Dokumentarfilm «The Green Prince» (https://www.dailymotion.com/video/x29x0gh) des israelischen Filmemachers Nadav Schirman, aber auch in Youtube-Videos, die nie Schlagzeilen machten.
Die Suche nach der ersten Weiche führt in die Welt seiner Kindheit zurück, ins Westjordanland der frühen 80er Jahre. Statt der wortgewaltigen bärtigen Gestalt scheint plötzlich das Bild eines kleinen Jungen auf: Sein Name, Mosab, arabisch für heldenhaft, lässt ahnen, welche Hoffnungen auf ihm ruhten. Sein Vater war ein weit über Ramallah hinaus geachteter Imam, doch in den Augen des kleinen Sohns war er noch viel mehr: «Wenn es für mich damals einen sichtbaren Gott gab, eine höhere Instanz in meinem Leben, dann war das mein Vater.» Das Kind erlebte ihn als «stets bescheidenen» Mann, der «seine Socken selber wusch» und im Kreis der Familie von «Liebe und Mitgefühl» sprach. Die von ihm mitbegründete Hamas sah er als eine Art karitative Organisation, als Segen für das unter Armut und Besatzung leidende Volk. Doch auf dem Bild familiärer Geborgenheit lag ein Schatten. Es gab ein Geheimnis, das der Junge tief in sich verbarg.
«Das Stigma der Vergewaltigung»
Selbst viele Jahre später wird nur einmal in wenigen Worten davon erzählt: «Mein Vater wollte immer, dass wir mit dem Land der Ölbäume eine Verbundenheit spüren. Als ich fünf war, schickte er mich zu den Nachbarn, um zu sehen, wie sie Oliven ernten. Ihr Sohn sollte mich vor Anbruch der Dunkelheit nach Hause bringen. Er war viel grösser und stärker als ich. Was dann geschah, war finster und brutal.» Der Junge wagte nicht, es jemanden zu sagen, denn «schlimmer noch als die Vergewaltigung wäre das Stigma der Vergewaltigung gewesen». Was blieb, war ein Gefühl von Schuld, von Scham – und die Angst vor der Macht der Schande, die ihn auslöschen würde, wenn er nicht schwieg. Ganz real, denn wie bei sexueller Gewalt gegen Frauen wäre nicht der Täter, sondern das Opfer getötet worden, um der Familie die «Schande» zu ersparen.
Äusserlich schien sich Mosabs Jugend trotzdem kaum von der anderer zu unterscheiden: Er warf Steine, hasste die Besatzer und konnte es kaum erwarten, sich dem bewaffneten Widerstand anzuschliessen. Doch die Macht der Schande holte ihn ein, als er 1994, mit knapp 18 Jahren, in israelische Gefangenschaft geriet. Wie jeder Gefangene, bekam auch er das Angebot Informant für den Shin Bet zu werden – eine undenkbare Vorstellung, vor allem für ihn, denn «mit Israel zu kollaborieren, war die grösste Schande, die man in seiner Kultur auf sich laden konnte». Noch konnte er nicht ahnen, dass er genau so seine Seele retten würde.
Auf die Frage, was ihn zum Verrat bewog, kommt in Interviews stets die Standard-Antwort: Dass er bei diesem Gefängnisaufenthalt zum ersten Mal sah, welcher Abgrund sich hinter der Hamas verbarg, dass er Zeuge wurde, wie inhaftierte Mitglieder ganz normale palästinensische Gefangene grausam folterten, viele von ihnen bis zum Tod. Doch dahinter verbirgt sich noch etwas mehr. Angesichts seiner besonderen Herkunft wurde ihm von den inhaftierten Hamas-Oberen die vertrauliche Aufgabe zugeteilt, die erzwungenen Geständnisse ins Reine zu schreiben.
Sie hatten, anders als erwartet, nichts mit Kollaboration zu tun: «Die Männer gestanden, Sex mit der Mutter gehabt zu haben, mit der eigenen Tochter, mit einem Esel, mit einer Kuh. Sie lasen sich wie die schlimmste Art von Pornographie.» Das Gefühl, das Täterfantasien, die sich so obsessiv um Schändung und Schande drehten, in einem 18-Jährigen mit seiner traumatischen Kindheitserfahrung auslösen mussten, berührten eine tiefere Ebene. Und noch mehr, als er erfuhr, dass man den Familien der Opfer die «Geständnisse» zukommen liess, damit die Macht der Schande sie auch noch sozial zerstörte.
Die Wahrnehmungsverschiebung
Erst diese Verdoppelung und Spiegelung des Traumas konnte eine Schubkraft entwickeln, die ihn über die absolute Grenze stiess, eine Kernfusion, die sich langsam, gleichsam in Zeitlupe abspielte. Er wird den 16-monatigen Gefängnisaufenthalt später als «einen Alptraum jenseits aller Vorstellungskraft» beschreiben. Doch genau in dieser Hölle wurde die zweite Weiche gestellt. Heute nennt er es «ein Bauchgefühl», doch es war weit mehr: Der Beginn einer inneren Revolution, eines Paradigmawechsels, dessen ganze Tragweite er erst als Erwachsener bewusst verstand. Auch wenn es damals nur Instinkt war, folgte sein Erkenntnisprozess doch schon einer fast modellhaften Logik – emotional angetrieben von Angst und Leid.
Sein Blick auf die Hamas-Mitglieder, eben noch Helden, begann sich zu verändern. Er sah nicht nur ihre Brutalität, sondern auch ihre abgründigsten Fantasien. Plötzlich standen Fragen im Raum. Er selbst war Opfer sexueller Gewalt geworden, und wenn es ihm, dem angesehenen Sohn eines Anführers, geschehen war, warum nicht anderen auch? Sah er Gedemütigte, die Schwächere demütigen mussten, um sich stark zu fühlen, Männer, die Qualen weitergaben?
Aber selbst wenn er sich als Ausnahme verstand, stach doch ein Gedanke heraus: Das Grundgefühl ein Opfer zu sein, war keinem fremd, es hatte eine gesellschaftliche Dimension: Auch die Besatzung war eine Erfahrung von Demütigung, Entehrung und Gewalt, und vielleicht fühlte sich dabei niemand so sehr als Opfer wie die Kämpfer der Hamas. Hier allerdings schienen sie echte Stärke zu zeigen: als Helden des Widerstands, als Rächer der Geschändeten, als Befreier von einem Feind, der sich, was Intifada wörtlich heisst, abschütteln liess. Doch was, wenn es nie gelang?
Wenn Israel nicht einfach verschwand und die Hamas «wie Sisyphos ewig dazu verdammt war, einen Felsblock hochzuschieben, ohne das Ziel je zu erreichen»? Kaum erschien dieses Bild von Vergeblichkeit, wirkten die Waffen, Fahnen und Parolen plötzlich nur noch wie eine Pose, wie moralische Selbstüberhöhung von Verlierern, deren Schicksal endlose Wiederholung war. Die Erzählung ihres heldenhaften Jihad zerfiel, weil Mosab sie plötzlich vom Ende her sah: Die Rhetorik einer Befreiung «from the River to the Sea» wirkte leer, wenn sie eine Zukunft beschwor, die niemals kam, der Ruhm der Märtyrer verflog, wenn es kein ruhmvolles Ende gab. Egal, ob sie Schwächere demütigten, um sich stark zu fühlen, oder sich als grosse Kämpfer zeigten: Im Grunde blieben sie ewig Gedemütigte, ewig Unbefreite und ewig dazu verdammt, Opfer zu sein.
Paradoxer Gedankenspung
Doch die Entzauberung warf Mosab auf sich selbst zurück. Er war einer von ihnen und damit im gleichen Schicksal gefangen. Und es gab kein Entrinnen: Er hatte gesehen, was auch ihm drohte, wenn Verdacht auf ihn fiel. Er wusste, dass sie die Macht der Schande als Waffe nutzten, um jeden zu unterwerfen – eine Waffe, die Todesangst auslöste, eine existenzielle Angst, die an eine tief verborgene Wunde rührte. Doch gerade diese Berührung muss eine besondere Wirkung entfaltet haben: ein Wiedererkennen, ein Bauchgefühl, dass die Bedrohung nicht nur von aussen kam. Es war dieselbe Angst, die ihn schon immer beherrschte, lange schon bevor er in dieser Hölle gelandet war. Er war doppelt gefangen – das hiess, dass er dem Schicksal nur entkommen konnte, wenn er sich auch von der eigenen Angst befreite. Doch genau hier scheint etwas auf, das sich dem logischen, modellhaften Ablauf entzieht.
In einer sicheren Umgebung gilt, sich erst dem inneren, dann dem äusseren Problem zu stellen. Doch diesem Zustand «jenseits aller Vorstellungskraft» schien auch die Grenze zwischen innen und aussen zu verschwimmen, zwischen der dunklen Macht der Hamas und der traumatischen Erinnerung in ihm. Es gibt kein «erst das eine, dann das andere»: Wenn sich diese Ebenen nicht mehr unterscheiden, wird ein Befreiungsschlag gegen die Hamas gleichzeitig zum Sieg gegen den Feind in sich selbst.
Der Moment des Verrats markiert gleichzeitig den Bruch mit der Schicksalgemeinschaft und einen Akt von Selbstbefreiung. Die Weiche wurde neu gestellt: «Ich wollte kein Opfer sein», wird er später sagen. Ein scheinbar schlichter Satz, der nicht verrät, wie absolut der Tabubruch war, welchen Todesmut es erforderte und wie eigenartig paradox die Erkenntnis war, dass er sich nur von der Macht der Schande befreien konnte, wenn er die grösste Schande auf sich nahm.
Die Entscheidung machte aus dem 18-Jährigen einen Kämpfer in eigener Mission. Seine Arbeit für den Shin Bet wirkt wie ein Spionage-Thriller und ist doch vor allem Erlösungsgeschichte: Mosab nahm die jahrelange Qual und Demütigung eines Doppellebens auf sich, um Selbstmordattentate zu verhindern, um Leben zu retten, das von Israelis wie das von Palästinensern – und er rettete damit auch das eigene Seelenheil. «Ich wusste, nun wird aus dem Prinzen ein Verräter», sagt er im Rückblick, «doch mit dieser Schande musste ich leben, mein Leben lang, schon als Kind. Endlich bekam ich die Chance, den Kampf gegen diesen gefährlichen Feind, die Macht der Schande, aufzunehmen."»
Gaza Stunde Null
Die Geschichte dieses Kampfs ist der eigentliche Dreh-und Angelpunkt in Mosab Yousefs Biographie – und bleibt doch ein blinder Fleck in allen Portraits und Fernseh-Interviews. Im Medienbetrieb zählen Aktualität und griffige Talking Points – so bleibt er darauf abonniert, als «Kronzeuge» für Islamismus und als Sohn der Hamas Statements zum Gaza-Konflikt abzugeben. Doch gerade diese ihm zugedachte Rolle als Experte ist nicht unproblematisch, denn als rationale, politische Analyse der Lage taugen seine Aussagen kaum. Dafür ist sein Ton zu zornig, zu emotional, seine Meinungen zu sehr mit der eigenen Verletzung verschränkt. Er klingt wie ein bedingungsloser Befürworter militärischer Gewalt, weil ohne Kontext nicht klar wird, dass er mit der Hamas auch einen inneren Feind zerstören will. Seine wuchtige, bildhafte Sprache beeindruckt zwar – nur ist der tiefere Sinn seiner Worte ohne kulturelle Übersetzung für ein westliches Publikum nicht ohne weiteres zu verstehen. So bleibt, trotz beachtlicher Medienpräsenz, nur ein Oberflächeneffekt, der kaum je tiefere Wirkung entfalten kann.
Und doch bleibt sein inneres Drama relevant, gerade jetzt, zu einem Zeitpunkt, in der Gaza auf die Stunde Null zugeht. Für die Zeit nach dem Krieg wird nur über Wiederaufbau diskutiert – bis zu absurden Visionen eines Gaz-a-Lago nach Trumps Geschmack – doch in einer Stunde Null und nach einer Katastophe stellt sich eine andere, vielleicht noch wichtigere Frage: Was für eine Gesellschaft wollen wir in Zukunft sein? Hier rührt Mosab Yousef an einen wunden Punkt, weil er mit der Macht der Schande einen inneren Feind ausmacht, der der sozialen Struktur eingeschrieben ist: Er ist weder militärisch zu besiegen, noch verschwindet er von allein, selbst wenn Israel über Nacht und «from the River to Sea» aufhören würde zu existieren. Mosabs Geschichte verweist auf die Abgründe, die sich auftun, wenn nicht Gut und Böse, sondern Schande und Ehre der wichtigste moralische Kompass sind.
Eine andere Vision von Wideraufbau
Letzlich fordert sie zu einem Paradigmawechsel des Denkens auf, zu einer inneren Revolution. Mit seinem schlichten Satz «Ich wollte kein Opfer sein» definiert er als Ziel, sich von einer Opferidentät zu befreien – von eben jener Identität, die sowohl die Hamas wie auch Propalästina-Proteste oder aktuell auch ein Film wie «No other Land» immer neu zementieren. Seine Geschichte zeigt, dass es dabei nicht darum geht, erfahrenes Unrecht und Leid zu vergessen, sondern um die Entscheidung, Handeln und Denken nicht allein und für immer davon bestimmen zu lassen.
Erst so wird es möglich, das eigene Leben konstruktiv und im Wortsinn selbstbestimmt zu gestalten. Allerdings lässt sich Mosabs Erkenntnissprung nicht einfach auf eine ganze Bevölkerung übertragen, so wie er es sich vielleicht wünscht. Selbstbefreiung ist stets eine individuelle Leistung – und er selbst war durch sozialen Status und Bildung in einer privilegierten Startposition, kaum vergleichbar mit einer verarmten Bevölkerung, die in einer Trümmerwüste um ihre tägliches Überleben kämpft.
Statt weiter als «Kronzeuge» aufzutreten, wäre Mosab Yousef jetzt vielleicht die geeignete Person, eine andere Vision des Wiederaufbaus zu entwerfen – eine auf der statt Luxushotels und Jachthäfen, Ausbildungsstätten, Schulen und Universitäten zu sehen sind, Orte, an so denen eine neue Perspektive für die Menschen konkret greifbar wird. Nur so wird sich eine neue Generation den Fragen stellen können: Wie wollen wir leben, was für eine Gesellschaft wollen wir gemeinsam aufbauen?
Rudolph Jula ist Schriftsteller und Regisseur und lebt in Zürich. Zu seinen Werken gehören die Reiseerzählungen «Auf dem Weg nach Damaskus» und der Fotoessay «Vanishing Syria». Sein Salon findet regelmässig im Literaturhaus Zürich und im Waldhaus Sils statt. Zur Zeit arbeitet er an einer Non-Fiction-Novel über das türkisch-syrische Grenzgebiet.