Der Jugendwahn grassiert auch in der Kulturförderung. Stipendien und Wettbewerbe kennen Altersbegrenzungen. Juniorenbonus und Seniorenmalus sind einfache und unsinnige Sortiermethoden. Jung ist der Weizen, alt die Spreu. Das erklärt, weshalb sich Peter von Matt für die Auszeichnung mit dem Schweizer Buchpreis beinahe entschuldigen musste. Dass die Ehrung einem klugen Essayband galt, dem „Kalb vor der Gotthardpost“, und nicht einem klugen Emeritus, wurde geflissentlich übersehen. Die Leidenschaft, künstlerischen Anfängern unter die Arme zu greifen, macht blind für Qualität. Als Gegenakzent mutet der Beschluss des Bundes an, sich ab 2013 an der Altersvorsorge für Kulturschaffende finanziell zu beteiligen. Wer einen künstlerischen Beruf ausübt, soll im Lebensherbst kein prekäres Dasein fristen. Die leichte Besserstellung war versicherungstechnisch eine Knacknuss. Druck auf die zögerliche Verwaltung übte 2004 zunächst der damalige SP-Nationalrat Hans Widmer aus, dann das Parlament. Das Ergebnis darf als erfreulich gelten. Unerfreulich ist, dass das Bundesamt für Kultur keine sonderliche Initiativlust versprühte. Daran schuld sind allerdings auch die Kulturschaffenden, die sich zur sozialen Sicherheit wie Bohemiens verhalten. Gerade diese Unbekümmertheit sollte die Kulturverbände veranlassen, eine eigene Vorsorgeeinrichtung zu gründen. Die Schweiz muss ihren Kreativen bis in die letzte Lebensphase andere Perspektiven bieten als das Hungertuch. (Alex Bänninger)