Das Ergebnis wird von der AfD als Ohrfeige für Merkels Flüchtlingspolitik interpretiert. Wie weit das Resultat die Stimmung im übrigen Deutschland widerspiegelt, ist umstritten.
Für die Bundeskanzlerin ist das Resultat umso schmerzvoller, weil in diesem Bundesland 1990 ihr rasanter politischer Aufstieg begann.
Was allerletzte Meinungsumfragen für möglich hielten, und was von den etablierten Parteien befürchtet wurde, ist nun eingetreten. Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) hat – laut der Prognose der ARD – die CDU überholt und ist zweitstärkste Partei im Bundesland geworden.
Für Angela Merkel bedeutet dies ein schwerer Image-Schaden, der sich auf die Berliner Bundespolitik auswirken könnte. Laut dem provisorischen Schlussergebnis liegt die AfD knapp 2% vor der CDU.
- Der Stimmenverlust der SPD ist geringer als viele Umfragen vorausgesagt haben. Die Sozialdemokraten mit 30,6% (-5,0%) bleiben mit Abstand stärkste Partei im Bundesland. Vor allem in den letzten Wochen hatten sie wieder Boden gut gemacht.
- Die CDU, die jetzt zur drittstärksten Partei abrutschte, litt vor allem unter der massiven Stimmungsmache gegen die Bundeskanzlerin und ihre Flüchtlingspolitik.
- Die Meinungsforschungsinstitute hatten der „Alternative für Deutschland“ bis zu 24% vorausgesagt. Jetzt kommt sie laut Hochrechnung auf 20,8%. Ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl erreichte die AfD im März mit 24,3% in Sachsen-Anhalt.
- Stark geschrumpft ist auch Die Linke. Sie, die vor vier Jahren noch 18,4% der Wählerinnen und Wähler hinter sich scharte, verlor jetzt 5,2%.
- Zu den grossen Verlierern gehören die Grünen mit einem Minus von 3.7%. Sie verlieren 3,9%, erreichen 4,8% und scheitern damit an der 5 Prozent-Hürde.
- Die FDP dümpelt weiter vor sich hin, scheitert mit 3% an der 5 Prozent-Hürde und schafft den Einzug ins Landesparlament erneut nicht.
- Mecklenburg-Vorpommern war das einzige Bundesland, in dem die rechtsextreme NPD noch vertreten war. Vor vier Jahren erzielte sie noch 6 Prozent der Stimmen. Jetzt scheitert sie mit 3,0% an der 5 Prozent-Hürde und fliegt aus dem Landtag raus.
Patrick Dahlemann, SPD-Politiker und Abgeordneter im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern postete dieses Bild:
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) nannte Mecklenburg-Vorpommern das „vielleicht langweiligste Bundesland“ Deutschlands.
Meck-Pomm nimmt unter den deutschen Bundesländern eine Sonderstellung ein. Das Land ist arm, die Arbeitslosigkeit und die Schulden sind zwar reduziert worden, sind aber noch immer hoch. Viele Bürgerinnen und Bürger sehen in „Meck-Pomm“ keine eigene Perspektive. Das Bundesland gilt als „Verlierer-Land“. In keinem andern Bundesland sind die Rechtsextremen so stark wie hier.
Mecklenburg-Vorpommern ist das am wenigsten dicht besiedelte deutsche Bundesland. Auf einer Fläche von gut der Hälfte der Schweiz leben nur 1,6 Millionen Menschen.
Wegen der Sonderstellung dieses Bundeslandes wird es schwierig sein, Rückschlüsse auf die Stimmung in ganz Deutschland zu ziehen. Doch das Ergebnis hat Symbolcharakter und ist ein Stimmungstest. Die Nervosität bei den etablierten Parteien wächst und wächst. Das Resultat wird wohl den Rechtspopulisten weiter Wind in die Segel blasen.
(J21/hh)