Trump gewinnt die wichtigen Bundesstaaten Florida, Texas und Ohio. Trotzdem kann er die Wahl noch immer verlieren. Das ist er sich bewusst, deshalb sein wütender Tweet: „They are going to steal the election.“ Und er fügt bei: „Das werden wir nicht zulassen.“
So oder so: Es wird eng werden, enger als die Meinungsumfragen voraussagten. Viele kauten beim Eintreffen der Ergebnisse nervös an den Fingernägeln. CNN spricht denn auch von „Nail-biter-Election“ – Nagelkauer-Wahlen.
Entscheidend sind jetzt die noch ausstehenden Ergebnisse in Arizona, North Carolina, Georgia und in den „Rust belt“-Staaten Pennsylvania, Wisconsin und Michigan. Dort liegt Biden aufgrund der ersten Ergebnisse klar zurück. In Michigan kommt Trump bisher auf 53,3 Prozent der Stimmen (Stand: 07.32 Uhr). Im wichtigen Staat Pennsylvania liegt Biden mit über 700’000 Stimmen hinter Trump zurück. Auch in Wisconsin führt Trump.
Das war zu erwarten. In Pennsylvania, Michigan und Wisconsin ist die Zahl der Briefwahlstimmen besonders hoch. Allein in Pennsylvania wurden über eine Million Briefstimmen abgegeben. Doch zuerst wurden die Stimmen ausgezählt, die in Wahllokalen abgegeben wurden. Das sind traditionell eher republikanische Stimmen. Deshalb die für Trump sehr positiven Zwischenergebnisse. Die Briefwahlstimmen werden erst danach ausgezählt. Es steht fest, dass vor allem Demokraten von der Briefwahl Gebrauch machten. Die Briefwahlstimmen könnten also den frühen Vorsprung Trumps in diesen Staaten zunichte machen. Ob dies gelingt, wird sich zeigen. Können Briefwahlstimmen in Pennsylvania über 700’000 Pro-Trump-Stimmen neutralisieren?
Wenige Stimmen könnten schliesslich den Ausschlag geben. Die Auszählung der Briefwahlstimmen kann da und dort einige Tage dauern. Pennsylvania kündigte an, dass das Endergebnis erst am Freitag feststehen könnte.
Biden verfügt um 07.48 Uhr Schweizer Zeit über 220 Elektoren und Trump über 213. Um gewählt zu werden, braucht ein Kandidat mindestens 270 Elektorenstimmen.
Biden könnte auch Nevada gewinnen und Arizona den Republikanern entreissen. Das brächte ihm zusätzlich 17 Stimmen. Knapp könnte das Ergebnis auch in Georgia und North Carolina werden.
Vieles hängt nun von Pennsylvania, Michigan und Wisconsin ab. Sollte Biden diese drei Staaten gewinnen, würde seinem Gesamtsieg wohl nichts mehr im Weg stehen. Sollte Biden Pennsylvania verlieren, wird es schwierig für ihn.
Dann müsste er Arizona, Nevada sowie Michigan und Wisconsin gewinnen. Dann käme er haargenau auf die nötigen 270 Stimmen. Kein starker Sieg.
Sollte Trump verlieren, stehen dem Land unruhige Zeiten bevor. Trumps Erklärung, „wir lassen uns den Sieg nicht stehlen, wir rufen den Supreme Court an“, verspricht wenig Gutes. All das könnte der Beginn der gefürchteten Schlammschlacht sein.