Eine libanesische Familie wohnt jetzt auf einer Strasse entlang dem Ramlet al-Baida-Strand in Beirut. Weltweit beherbergt kein Land so viele Flüchtlinge pro Kopf der Bevölkerung wie Libanon. Jetzt, nach den israelischen Angriffen, kommen noch mehrere hunderttausend Binnenflüchtlinge dazu. Die Flüchtlingsunterkünfte sind voll. Viele finden nur im Freien eine Bleibe.
Libanon erlebt laut Uno-Angaben «die schlimmste sozioökonomische Krise seit Jahrzehnten». Zur Zahl der Binnenflüchtlinge gibt es unterschiedliche Angaben; sie schwanken von 500’000 bis über eine Million.
Vor den jüngsten israelischen Angriffen befanden sich rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge in Libanon. Gemäss dem UNHCR, dem Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge, leben sie in extremer Armut. Die meisten von ihnen leben in der Bekaa-Region.
Jetzt kommen die Binnenflüchtlinge dazu (Internally displaced people, IDPs). Das sind Menschen, die ihre Häuser, Dörfer und Städte in Libanon verlassen haben und irgendwo im eigenen Land Schutz suchen. «Weil Israel unablässig bewohnte Gebiete angreift», schreiben Uno-Experten, habe sich die Zahl der IDPs innert weniger als einem Monat verdreifacht.
Die 900 Flüchtlingsunterkünfte in Libanon sind nach Angaben der libanesischen Behörden «voll belegt». Viele der Binnenvertriebenen campieren deshalb irgendwo im Land oder in Städten und hoffen auf ein Ende der Kämpfe und Bombardements.
Libanon ist in der gegenwärtigen Lage völlig überfordert. Das UNHCR und die Internationale Migrationsorganisation (International Organization for Migration, IOM) versuchen, den Vertriebenen und den Flüchtlingen notdürftig über die Runden zu helfen.
Während anderthalb Million Syrer und Syrerinnen vor dem Krieg und den Unruhen in ihrem Land nach Libanon geflohen sind, fliehen jetzt Zehntausende libanesische Bürgerinnen und Bürger Richtung Syrien. Die Autobahn zwischen Beirut und Damaskus ist von israelischen Kampfflugzeugen bomardiert und an der Masnaa-Kreuzung im östlichen Bekaa-Tal blockiert worden. Deshalb flüchten die meisten zu Fuss.