Eine unbeschreibliche Armut, ein unbeschreibliches Chaos, ein unbeschreibliches Elend. Was bleibt da bei Lesern und Zuhörern hängen? Wenig. Dass das Chaos gross ist, die Armut enorm, das Elend riesig. Solches geht kaum unter die Haut. Vorstellen kann man sich da wenig.
Das Adjektiv „unbeschreiblich“ trägt dazu bei, etwas zu verharmlosen. „Unbeschreiblich“ ist eine Worthülse.
Warum beschreibt man nicht im Detail das Elend? Warum gibt man nicht Beispiele, zeigt ein Einzelschicksal, spricht von den Nöten? Erst dann wird das „Unbeschreibliche“ fassbar, plastisch.
Uns fehlen die Zeilen dazu, werden Journalisten sagen. Also dann eben „unbeschreiblich“.
Wer das Kriegselend als „unbeschreiblich“ bezeichnet, beschönigt das Elend. Denn es ist viel schlimmer als „unbeschreiblich“.
Es gibt ähnliche Ausdrücke: „Uns fehlen die Worte“, „es verschlägt uns die Sprache“, „es ist unsäglich, unsagbar“.
Nichts ist unsagbar. Nie fehlen Worte, alles kann mit Worten eingefangen, dargestellt, erklärt werden. Und wem es die Sprache verschlägt, der hat keine.
Es ist Aufgabe von Journalisten und Reportern, die Lage bildlich zu beschreiben, zu empfinden, zu erfassen, darzustellen, sie zum Leben zu erwecken. So, dass sich Leser und Zuhörer der Tragweite des Beschriebenen bewusst werden.
Die deutsche Autorin und Journalist Carolin Emcke hat im Fischer-Verlag das Thema in einem Buch aufgegriffen: „Weil es sagbar ist“.
Alles ist sagbar, man muss es nur sagen. Und sagen können.