So sagt es ein chinesisches Sprichwort. Auf die Sprache übertragen: Erst wenn man nichts mehr weglassen kann, ist eine Sprache rein. Wie viel könnte man doch weglassen.
Unsere Sprache ist voller Bläh- und Füllwörter. Sie strecken den Text, sind aber für sein Verständnis unwesentlich.
Goethe ist bekanntlich ein guter Dramaturg. Es ist durchaus angebracht, ihm die Meinung zu sagen. Im Grunde genommen ist es doch so, dass… Unter Umständen kann ich das in gewisser Weise verstehen. Es ist gewissermassen klar, dass er heute kommt. Es ist ohnehin egal, was er vorschlägt.
Weitere Füllwörter sind auch, durchaus, eben, quasi, irgendwie, nämlich, zweifellos, also, quasi, sozusagen und viele andere.
Füll- und Blähwörter haben in der gesprochenen Sprache eine Funktion. Sie sind dazu da, Zeit zu schinden, während der man sich den Rest des Satzes überlegen kann. Dieser mündliche Sprachstil schleicht sich mehr und mehr in den schriftlichen ein. Wir haben uns so an diese Floskeln gewöhnt, dass sie uns nicht mehr auffallen.
Eine Zürcher Mittelschullehrerin liess ihre Schüler Aufsätze schreiben. Nachher strich man aus den abgelieferten Texten in gemeinsamer Arbeit alle Füll- und Blähwörter.
Ergebnis: Zwölf Prozent aller Wörter waren eigentlich überflüssig.
Wieso eigentlich eigentlich?
(hh)
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