Angesichts der immer weiter ansteigenden Corona-Infektionen kündigte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Donnerstag einen dreiwöchigen Lockdown für das gesamte Land an. Es tritt nun das in Kraft, was man noch bis vor einer Woche zu vermeiden suchte. Er gilt ab 7. November 6 Uhr bis Ende des Monats. Die Regierung hofft, im Dezember zu einer Art Normalität zurückzukehren, wenn man sich jetzt an die verhängten Massnahmen halte und diese greifen.
Ausgangssperre mit Ausnahmen
Bisher hat Griechenland die Pandemie sehr gut gemeistert. Das Land hat jeweils schnell und entschlossen reagiert und weist deshalb trotz relativ reger Testtätigkeit vergleichsweise geringe Fallzahlen auf. Die zweite Welle hat Hellas ebenfalls getroffen. Weniger heftig als das übrige Europa, aber das Wachstum ist exponentiell. Deshalb besteht auch die Gefahr, dass das Gesundheitssystem des Landes überlastet wird. Während man bisher mit lokal angepassten Massnahmen das Virus in Schach hielt, wählte nun die Regierung – es hatte sich die ganze letzte Woche über abgezeichnet – einen «Wellenbrecher».
Ein kurzer, aber kompletter Lockdown soll die zweite Welle brechen, so dass anfangs Dezember die Beschränkungen wieder gelockert werden können. Es herrscht im Land eine Ausgangssperre, die nur mit einem Passierschein, der über SMS beantragt werden muss, umgangen werden kann. Dazu gibt es sechs Gründe, zum Beispiel Arbeit, Arztbesuch oder Einkäufe. Nur die Geschäfte des täglichen Bedarfs sind geöffnet. Einzige Ausnahme: die Primarschulen bleiben geöffnet.
Die Regierung denkt, dass es ihr gelingen wird, durch frühes Handeln den Lockdown kurz zu halten, damit es mit der Weihnachtssaison nicht so geht wie mit Ostern: diese sind komplett ins Wasser gefallen. Der Flughafen Athen funktioniert im Moment normal, aber Reisende müssen während der Dauer des Lockdowns bei der Einreise einen negativen PCR-Test vorweisen. Vor dem Lockdown brach noch Panik aus: Wer konnte, verliess Athen, denn es ist angenehmer, die Ausgangssperre auf einer schönen Insel oder im Ferienhaus mit dem grossen Garten über sich ergehen zu lassen als in einer kleinen Wohnung in Athen. Die Autos stauten sich und es brauchte mehr als zwei Stunden Geduld, um Athen zu verlassen.
Hoffen auf Weihnachten
Falls die Strategie mit dem Wellenbrecher aufgeht – und ich denke, dass eine gute Chance dazu besteht – könnte mein Plan, Weihnachten und Neujahr im Kreise der Familie in Griechenland zu verbringen, aufgehen. Die Flüge sind jedenfalls gebucht. Es wird sich im November zeigen, welche Strategie besser ist: die griechische mit der schnellen Reaktion, der klaren Ansage und dem Verzicht auf vollständige Lockerung im Sommer oder die schweizerische Hochrisikostrategie, die seit dem Juni versucht, mit minimalen Einschränkungen und praktisch kompletter Lockerung im Sommer das Land vor einer Überlastung des Gesundheitssystems zu bewahren.