Dem Sprichwort vom Kunden als König glauben wir auch gerne, wenn wir den Kundendienst beanspruchen. Seine Leistung messen wir am königlichen Gefühl, das er uns vermittelt. Bleibt es aus, sind wir verärgert und pochen auf unsere Rechte.
Aber auf welche denn? Es gibt sie bloss in den Köpfen unverbesserlicher Hochgeschwindigkeitsleser, die im "Kundendienst" einen "Dienst am Kunden" mit grosszügigen Hilfsangeboten erkennen wollen. Für diese hoffnungsfrohe Interpretation besteht nicht der geringste Grund. Es ist Selbsttäuschung. im "Kundendienst" steckt schlicht und ergreifend der Befehl, sich als Kunden gehorsam in den Dienst der Verkäufer zu stellen und - geschehe was wolle - nicht aufzumucken. Niemand versteht "Sklavendienst" als verwöhnenden "Dienst am Sklaven".
Wäre mit "Kundendienst" eine Wohltat für Kunden gemeint, würde es "Lieferantendienst" heissen mit der Bedeutung, dass die Kunden von den Lieferanten einen Dienst erwarten dürfen. Doch diese halten sich mit ihrer Service-Bereitschaft vornehm zurück, vertrauen auf unsere Lesestörung und geloben absichtsvoll trügerisch einen "Kundendienst". Das klingt so vertrauenerweckend.
Mit dem scharfen Blick auf "Kunden" wären wir den Lieferanten schon längst auf die Schliche gekommen. Denn "Kunde" für den treuen, umworbenen und geschätzten Käufer ist nur eine und die schöne Seite des Begriffs. Auf der hässlicheren ist der "Kunde" eine üble, gerissene, freche und gefährliche Person. Die Polizei nennt ihre Klientel denn auch "Kunden". Und als solche werden wir von manchen Geschäftsinhabern und Dienstleistern behandelt.
"Kundendienst" ist eine Worterfindung aus der hohen Schule der Schlaumeierei. Jetzt sind wir gewarnt. Läuft es das nächste Mal kundendienstlich aus dem Ruder, nehmen wir es als Normalfall aufgeklärt und abgeklärt hin. Entschlüsselt verspricht der Begriff nur, was uns in aller Regel blüht: nicht als Könige bedient zu werden.