Der Gründonnerstag hat einen schönen sprechenden Namen, der wunderbar in die Frühlingszeit passt. Könnte man meinen. Aber das «Grün» seines Namens hat nichts mit der neu erwachten Vegetation zu tun. Vielmehr steckt darin das mittelhochdeutsche gronan/grinen/greinen. Die letzte Form ist als altertümliches Verb für klagen oder weinen noch gerade knapp geläufig.
Der deutschen Bezeichnung Karfreitag ist die Bedeutung weniger leicht abzulesen als dem englischen Good Friday oder dem französischen Vendredi saint. «Kar» geht zurück auf das althochdeutsche kara, was Trauer oder Klage heisst. Interessant ist die gegenüber der englischen Bezeichnung ganz andere Sichtweise: Der Name Karfreitag betont die Einfühlung ins Leiden des gekreuzigten Christus, die Trauer über seinen Tod, während der Good Friday die Dankbarkeit für die Erlösungstat Christi zum Ausdruck bringt. Vorausgesetzt wird dabei die Vertrautheit mit dem religiösen Motiv, Christus habe am Kreuz stellvertretend für die Sünden der Menschen gelitten und sie durch seinen Tod mit Gott versöhnt.
Beim Ostern und Easter sind sich das Deutsche und das Englische näher. Die Herkunft dieser Bezeichnung ist nicht geklärt. Im 8. Jahrhundert führte Beda Venerabilis sie auf die angelsächsische Morgengöttin Eostra zurück. Honorius von Autun (12. Jahrhundert) leitete den Namen von Osten her in der Meinung, der Sonnenaufgang sei als Symbol der Auferstehung verstanden worden. Und damit ist der Reigen der sprachgeschichtlichen Herleitungen noch lange nicht beendet.
Klar ist der Bezug der Bezeichnung hingegen in den übrigen germanischen und romanischen Sprachen. Ob Paaske (dänisch), Pasen (niederländisch), Paskit (norwegisch), Pasqua (italienisch) oder Pâques (französisch): der Name ist vom jüdischen Fest Passa/Pascha/Pessach abgeleitet, das in der neutestamentlichen Passionserzählung nicht nur Hintergrund des Geschehens ist, sondern auch einen religiösen Deutungsrahmen abgibt.