Zehn Jahre sind es her, seit die USA im Irak einmarschiert sind – um Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen zu beseitigen und den Diktator für dessen Nähe zu al-Qaida zu bestrafen. Beide Kriegsgründe haben sich seither als haltlos erwiesen, als Wunschdenken neokonservativer Betonköpfe, die dem Rest der Welt Amerikas Macht beweisen wollten - um jeden Preis. Anders als seinerzeit von George W. Bush stolz verkündet („Mission Accomplished“), ist der Auftrag im Irak noch längst nicht erfüllt. Saddam Hussein ist zwar gestürzt, das Land aber noch weit davon entfernt, eine Demokratie zu sein. Unter Schiiten, Sunniten und Kurden herrscht eine fragile Waffenruhe, die jederzeit enden kann. Darüber berichten Amerikas Medien heute freimütig, falls sie es noch für nötig finden. Wie in politischen Kreisen ist auch auf Redaktionen die Erinnerung kurzlebig und die Erkenntnis rar, vor „Operation Iraqi Freedom“ trotz Warnungen aus den eigenen Reihen schlicht der Propaganda des Weissen Hauses aufgesessen zu sein. Als hätte es dazu noch eines Beweises bedurft, unterdrückte die „Washington Post“ unlängst einen Meinungsbeitrag über das Versagen der Medien im Fall des Irak-Krieges. Dem Artikel mangle es „an breiterer Analyse oder Einsicht“, teilte die Zeitung dem Fremdautor mit. Das Fazit des internen Schreibers zum Thema: „Die Journalisten haben punkto Irak nicht versagt. Sie waren einfach nicht erfolgreich.“ George Orwell, der Erfinder des Newspeak, hätte das kaum schöner formuliert. (Ignaz Staub)