Tim Guldimann diskutiert mit dem Klimaphysiker Thomas Stocker, der mit seinen Eisbohrungen den Beweis der von Menschen gemachten Klimaerhitzung erbracht hat, und mit der auf Waldbrände spezialisierten Klimaforscherin Judith Kirschner
Die Klimaerhitzung hat in der Schweiz bereits überdurchschnittliche 1,5 Grad erreicht. Auf die Frage: «Sind Sie zuversichtlich, dass wir die Wende schaffen?» antwortet Thomas Stocker: «In den letzten paar Jahren ist das eingetreten, was die Wissenschafter schon vor 30 Jahren oder 50 Jahren vorausgesagt haben, nämlich, dass die Extremereignisse extremer und häufiger werden. Auf der einen Seite habe ich Hoffnungen. Wir sind das einzige Land, das per Volksabstimmung entschieden hat, dass wir am Pariser Klima-Abkommen mitmachen. Auf der anderen Seite bin ich frustriert, wenn es im nächsten Schritt um die Umsetzung geht, dann kommen plötzlich Kräfte in unserer Gesellschaft, die den Finger hochheben und sagen, ‘ja, aber Arbeitsplätze, unser Wohlstand', alles Gründe, die ausblenden, dass diese Transformation wahrscheinlich die grösste ökonomische Chance ist im 21. Jahrhundert. Das macht mich nervös, wenn man diese Gelegenheiten nicht sieht und erkennt.»
Zur Frage, ob wir aus der Pandemie lernen können, wie mit globalen Krisen umzugehen wäre, meint Judith Kirschner: «Was die Covidkrise und die Klimakrise gemein haben: Bei Covid wurde sehr schnell klar, wie wirklich alles zusammenhängt.» Früher oder später betreffe, was in anderen Ländern passiert, auch uns. Die Menschen könnten sich eben doch extrem schnell an komplett neue Umstände gewöhnen und auch anpassen, und es brauche sowohl Flexibilität auf der lokalen Ebene als auch Zusammenarbeit auf einer globalen Ebene, weil eben Viren, Klima oder Waldbrände nicht da aufhören, wo eine Grenze verläuft.»
Journal21 publiziert diesen Beitrag in Zusammenarbeit mit dem Podcast-Projekt «Debatte zu dritt» von Tim Guldimann.