In regelmässigen Abständen schwappt das Gender-Thema über die deutschsprachige Menschheit. Jetzt ist es wieder soweit.
Die Stadt Hannover will den Begriff „Fussgängerzone“ abschaffen. Als Ersatz schlägt eine grüne Parlamentarierin vor: „Flaniermeile“.
Beim „Fussgängerstreifen“ hat man die Lösung schon längst gefunden. In Afrika. Zwar sind die Streifen des Zebras nicht gelb, aber egal: über den „Zebra-Streifen“ können sich auch Frauen wagen.
Dass die deutsche Sprache Frauen diskriminiert, wissen wir seit langem. So schrauben wir an dieser Sprache herum. Wir erfinden immer Neues, um der Gleichberechtigung Genüge zu tun.
Wir ersetzen „Mannschaft“ durch „Team“. Wir sagen nicht, die Wähler haben entschieden, sondern „das Wahlvolk“. Die Studentinnen und Studenten sind zu „Studierenden“ geworden. Die Kundinnen und Kunden werden zur „Kundschaft“. Gut so.
Zwar wissen wir auch, dass Genus und Sexus in der deutschen Sprache nicht deckungsgleich sind. Die Prostata ist ebenso wenig weiblich wie der BH männlich. Oder was hat die Kardanwelle weibliches an sich?
Doch das hindert uns nicht, die sprachliche Gleichberechtigung weiterzutreiben.
Der Chefsessel? Es gibt ja auch Chefinnen. Also: Der CEO-Sessel. Wenn aber er/sie zwar Chef, jedoch nicht CEO sind: dann halt der CFO-Sessel.
Es gibt ja Esel und Eselinnen. Also: Die „Eselsleiter“ wird zur „Grautier-Leiter“. Aus „oh Mann, oh Mann“ wird „oh Mensch, oh Mensch“.
Das Wort „herrlich“ wird gestrichen und durch „wunderbar“ ersetzt. Auch „dämlich“ wird eliminiert; das war ohnehin sexistisch. Aus „mannigfach“ wird „kunterbunt“. Aus „Manneswort“ wird „Ehrenwort“.
Natürlich fordern jetzt auch Männer ihr Recht: Nicht alle „Sündenböcke“ sind Männer. Es gibt ja auch Sündenziegen. Und weshalb habe ich „null Bock“ auf etwas - und nicht „null Ziege“? Lassen wir uns nicht ins „Bockshorn“ jagen. Oder ins „Ziegenhorn“?
Da gibt es das sogenannte Binnen-I, das die WOZ und die taz mit mutiger Beharrlichkeit schreiben. Manche LeserInnen und JournalistInnen finden das tapfer, andere schon etwas antiquiert.
Als Alternative dazu findet man das Gender_Gap. Die Lücke zwischen der weiblichen und der männlichen Endung eines Wortes wird mit einem Unterstrich gefüllt: Die Autofahrer_innen, die Professor_innen.
Aber eigentlich ist das alles schon von gestern. Neu gibt es den Gender-Star. Die Leser*innen, die Schüler*innen.
Wie auch immer: Der Kampf geht weiter.
Und was wird aus „Mannheim“? „Menschheim“?
Doch irgendwo hört der Spass auf. Spätestens bei Thomas Mann.