Justin Trudeau heisst der neue Premierminister Kanadas, der am 4. November sein Amt angetreten hat. Der 43-Jährige ist nicht nur der Sohn des einstigen kanadischen Premierministers Pierre Trudeau und damit der erste „Erbprinz" Kanadas, sondern auch ein junger Politiker mit einer jungen Familie und zeitgemässen Ideen.
Im Trend des Zeitgeistes
Sein neues Kabinett, das er heute bei seinem Amtsantritt vorgestellt hat, ist in vieler Hinsicht bemerkenswert. So sind 15 der 30 Kabinettsmitglieder weiblich, wie er es im Wahlkampf versprochen hat. Als eine Reporterin ihn fragte, warum diese Parität der Geschlechter für ihn so wichtig sei, antwortete er mit einem Satz, der in die Geschichte eingehen wird: „Because it’s 2015.”
Damit trifft er voll den Zeitgeist: Was in Unternehmen heute unter dem Schlagwort „Diversity” praktiziert wird, hat Trudeau junior in der Zusammensetzung seines Kabinetts in beeindruckender Weise umgesetzt. Vertreten in der neuen Regierung sind unter anderem Mitglieder ethnischer Gruppierungen, zwei Behinderte, ein offen homosexueller Politiker sowie zwei Indigene, von denen eine als Staatsanwältin von British Columbia sogar eine Schlüsselfunktion in der neuen Regierung hält. Natürlich sind erfahrene Politiker – solche, die zuvor in liberalen Regierungen tätig waren – Teil dieses Teams, aber wichtige Departemente wie Finanzen, Justiz und Umwelt sind mit Neulingen besetzt.
Die Gegner in Wartestellung
Nach der Amtseinsetzung sagte der neue Premier, er habe ein Kabinett zusammengestellt, „das wie Kanada aussieht”. Das zeigt, wie sehr er verstanden hat, dass Kanada vor der letzten konservativen Regierung ein klassisches Einwanderungsland war.
Er wird selbstverständlich jetzt unter dem Mikroskop beobachtet werden, und jede Fehlentscheidung, jede etwaige Fehlbesetzung wird seine Gegner in Freudentaumel versetzen. Man könnte aber auch mal hinschauen und herausfinden, was eine so heterogene Gesellschaft, wie die Kanadier es sind, an Innovation, sozialer Gerechtigkeit und vielleicht sogar Leidenschaft für Verbesserungen bewirken kann.
Und schliesslich: Trudeau hat der ermüdenden Quotendiskussion den Todesstoss versetzt. Das nächste Mal, wenn dieses Thema in einer Diskussion wieder auftaucht (und es war ja nie völlig untergetaucht) und jemand fragt, warum denn um Himmels willen ein angemessener Prozentsatz von Frauen in sämtliche Entscheidungsfunktionen zu integrieren sei, antworten Sie einfach mit den magischen drei Wörtern: „Because it’s 2015.”