"Fräulein, zahlen bitte!" - das war einmal. Was gilt heute?
Das "Fräulein" ist als Anrede eine Antiquität. Längst wissen wir auch, dass aus dem gastgewerblichen "Fräulein" und der "Serviertochter" eine "Restaurationsfachfrau" wurde, aus dem "Kellner" und "Ober" ein "Restaurationsfachmann". Doch hören wir uns in Cafés und Restaurants um, bemerken wir noch immer Unsicherheit über die korrekte Form, sich als zahlungsbereiter Gast bemerkbar zu machen. Mit den Fingern wird geschnippt, mit der Serviette gewunken oder mit Münzen laut geklimpert. Manche stehen auf und legen das Geld auf den Tisch. Es müsste doch elegantere Formen geben.
Also ausschliesslich Lokale aufsuchen, in denen das perfekt geschulte Personal den Zahlungswunsch telepathisch erfasst, oder solche, in denen das rustikale Gebaren der Gäste nicht weiter auffällt? Ersteres ist als Rarität von geringem praktischen Nutzen, Zweiteres nicht jedermanns Sache. Bleibt nur das Selbstbedienungsrestaurant, das vor der Konsumation wortlos zum Zahlen zwingt?
Vielleicht liesse sich der im alten England gepflegte Brauch beleben, gleich mit der Bestellung das Trinkgeld zu spendieren, soll doch "Tip" die Abkürzung sein für "To insure promptness", das schnelle Einkassieren inklusive.
Wir baten Gastrosuisse um Expertenhilfe. Die Antwort kam wie der Blitz:
Empfehlenswert sei und bürgere sich allmählich ein, die Servicemitarbeitenden mit dem Namen anzusprechen, zum Beispiel "Frau Bachmann, ich möchte zahlen". Um dem Gast dies zu erleichtern, würden die Servicemitarbeitenden vermehrt ein Namensschild tragen.
Stehe darauf lediglich der Vorname, dürfe dieser mit der Anrede „Sie“ verwenden werden. "Neben der persönlichen Ansprache ermöglicht die Methode dem Gast auch, dem Servicemitarbeitenden Wertschätzung und Respekt zu zeigen. Wenn der Name nicht lesbar sein sollte, kann der Gast diesen erfragen."
Und wenn all diese Bemühungen scheitern? Dann, sagt Gastrosuisse, sei "Service: Dürfte ich bitte bezahlen?“ akzeptabel.
Sämtliche Varianten, bleibt beifügen, selbstverständlich auch in Mundart und frei von drohendem Unterton.
Alles klar. Damit ist kein weltbewegendes, aber ein gelegentlich die Gemüter bewegendes Problem gelöst. Die neue Höflichkeit macht uns zu geschätzten Gästen und erspart uns die sprachliche und gestische Akrobatik.