….besonders da dieser Einleitung doch meistens ein derber Satz, eine intime Bemerkung oder die unerlaubte Weitergabe einer vertraulichen Information erfolgt. Vielleicht würde so zum Beispiel die „Neue“ mit dieser Einleitung der „Alten“ verraten, warum sie den ehemaligen Londoner Bürgermeister, der sich in seiner Rolle als enfant terrible und grobschlächtiger Brexit-Befürworter sichtlich wohlfühlte, zu ihrem neuen Aussenminister gemacht hat.
Und die ins Vertrauen Gezogene könnte mit eigenen Geschichten aufwarten, wie sie den einen oder anderen Unliebsamen in ihrer Regierung weggelobt oder kaltgestellt hat. Aber eben: So reizvoll die Vorstellung, so unwahrscheinlich deren Umsetzung.
Gesichert und mehr als reizvoll hingegen ist die Tatsache, dass Europa unerwarteterweise jetzt zwei Frauen mit Pfarrhaus-Herkunft an der Spitze ihrer jeweiligen Länder hat. Beide werden in die Nähe der „Eisernen Lady“ gerückt, beide sind Vollblutpolitikerinnen mit Durchhaltevermögen, beiden wird ein Sinn für Humor zugeschrieben, den die deutsche Bundeskanzlerin allerdings nur in engerem Kreis zeigt.
Die englische Premierministerin hingegen wird ihren schon bald brauchen – spätestens, wenn ihre Frisur, ihre Kleider- und Schmuckwahl oder ihre Schuhe (mit Tigermuster!) genüsslich von den Medien unter die Lupe genommen werden. Nach wie vor sind dies ja die „eigentlichen“ Kriterien, an denen eine Frau in so exponierter Position gemessen wird, nicht wahr?
Dennoch: Es ist anzunehmen, dass in einem deutschen oder einem englischen Pfarrhaus andere Werte, andere Prioritäten, andere Erfolgskriterien vermittelt worden sind als, sagen wir, im New Yorker Immobilienmilieu. Es ist zu hoffen, dass sich die Pfarrerstöchter eher von diesen Werten leiten lassen.
An Gelegenheiten, dies zu zeigen, dürfte es ihnen wohl kaum mangeln.