Die Person des Präsident ist unantastbar. Das steht im Artikel 12. Punkt 1. des seit dem 1.Januar geltenden ungarischen Grundgesetzes .Wäre Christian Wulff Staatsoberhaupt in Ungarn gewesen, hätte Ihn kein Staatsanwalt anklagen dürfen. Das wäre erst dann möglich, wenn seine Amtszeit abgelaufen ist.
Zweimal Olympia-Gold im Degenfechten
Die Tat, die sein ungarischer Kollege Pal Schmitt begangen hat , ist strafrechtlich sowie-so nicht verfolgbar. Eher ist es ein Kavaliersdelikt - dieser Begriff ist im Falle eines ehemaliges Champions, der im Mannschafts-Degenfechten zweimal olympischen Gold gewonnen hat , vielleicht durchaus naheliegend. Aber es trifft eben doch nicht ganz zu. Letzten Endes ist Herr Schmitt ein Gauner, ein Schwindler, der sich in dem Fach „Plagiat“ zum Grossmeister gemacht hat.
Vor zwanzig Jahren – bevor er zum Botschafter in Madrid ernannt wurde- hat er eine Doktorarbeit eingereicht über die Geschichte der Olympischen Spiele. Wie erst vor zwei Monaten enttarnt wurde: der Text ist bis zu 90 Prozent mit der Dissertation eines bulgarischen und bis 10 Prozent mit dem eines deutschen Forschers identisch. Es gibt nur leichte Abweichungen in der Übersetzung.
Kurzfristige Entlastung
Diese Fakten wurden in der letzter Zeit weitherum bekannt. Doch der Präsident zeigte sich kühl und selbstsicher , öffentlich hat er nie mit dem Gedanken gespielt ,dass er vielleicht doch einen Fehler gemacht haben könnte. Sein ganzes Verhalten entsprach Selbstverstädnnis, dass er unantastbar sei.
Er war völlig sicher, dass der von der Uni einberufene Untersuchungsausschuss unter dem Vorsitzt des Vizepräsidenten des Ungarischen Olympischen Komitee (dessen Ehrenpräsident höchstpersönlich Herr Schmitt ist !) ihn entlasten würde. Und das Mitte letzter Woche tatsächlich der Fall - aber nur für 24 Stunden. Weil dann der Senat der Semmelweis Universität in Budapest mit überwältigenden Mehrheit (33:4 Stimmen!) das Plagiat als bewiesen beurteiulte und deshalb seinen Doktors-Titel aberkannt hat.
Zunächst Rückhalt von Orban
Ich bin ein Sportsmann, in gebe nicht auf – so reagierte der Fechter, der sogar das Recht des Senats in Zweifel gezogen hatte, ihm den Titel abzuerkennen. Die ungarische Regierungspartei FIDESZ hatt – nach einigen Zögern – ihm Rückhalt verliehen.Premierminister Orban hatt ausdrücklich auf den in der Verfassung stehenden Satz hingewiesen von der Unantastbarkeit des Staatsoberhaupts hingewiesedn. Von Moral ist keine Rede.
Aber das galt nur für Regierungskreise. Das Publikum lachte, vehemente junge Leute gingen auf die Straße und verlangen Schmitts Abgang. Das Facebook ist voll mit ätzenden Witzen, Karikaturen und Videosketches. Im Schaufenster eines Geschäfts namens „Copy General „ (wo Kopiergeräte im Einsatz sind) steht zu lesen: Doktorarbeit sofort druckbar, der Übernamed von Schmitt lautet: Dokicopypali.
IOC-Mitglied seit 30 Jahren
Das Internationale Olympische Komitee (IOC), dessen Mitglied der Plagiator seit 30 Jahren ist , muss sich mit dem Fall beschäftigen. Renommierte Vertreter von konservativen Intelektuellen in Ungarn, der sogenannte Batthyanyi–Kreis von Professoren, hatten sich von Ihm distanziert. Das tat auch der Präsident der Akademie der Wissenschaften, ein ehemaliger Minister in der Orban-Regierung. Und der Rektor der Universität ist am Sonntag zurückgetreten , weil er nach der Entscheidung des Senats vom Ministerium unter Druck gesetzt wurde.
Herr Schmitt hatte aber auch Anhänger. Vor allem wurde er unterstützt von der regierungsnahen Presse. Insbesondere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen konnte er seine Formulierungen ungehindert verbreiten.
Rücktrittserklärung im Parlament
Doch das alles half nur vorläufig. Schmitt war nicht mehr zu halten. Am Montag gegen 13.30 trat Schmitt im Parlament auf und erklärte seinen Rücktritt. Von Schuld oder Reue war nicht die Rede. Schuld sind nur die andern, die dem Schmitts Festklebnen auf dem Präsidentensessel verunmöglicht haben.