Nach Polizeiangaben nahmen an den „March for our Lives“-Kundgebungen über 800’000 Amerikanerinnen und Amerikaner teil. Verschiedene Medien verglichen die Protestbewegung mit jener des Vietnamkrieges. Demonstriert wurde in über 800 amerikanischen Städten.
Die 18-jährige Emma Gonzales, eine der Überlebenden des Massakers von Parkland, trat auf der Washingtoner Pennsylvania-Avenue auf einer Bühne vor Hunderttausenden Menschen auf. Sie las die Namen der 17 Opfer des Amoklaufs an der Stoneman Douglas High School in Parkland vor. Nachher schwieg sie mit Tränen im Gesicht. Auch die Menge schwieg mehrere Minuten lang. Nach 6 Minuten und 20 Sekunden verliess Emma Gonzalez die Bühne – so lange hatte der Attentäter in Parkland um sich geschossen.
Am Valentinstag dieses Jahres hatte der 19-jährige Nikolas Cruz in seiner ehemaligen Highschool in Parkland 14 Schüler und drei Erwachsene erschossen. Er wurde festgenommen und gestand die Tat. Seit der Amtsübernahme von Präsident Trump gab es zwölf Amokläufe mit mindestens je drei Toten.
„The voters are coming“
Ganze Schulklassen waren am Samstag nach Washington gekommen. Viele Teenager wurden von ihren Lehrern und Eltern begleitet. „Ich will nicht ständig Angst um meine Kinder haben“, erklärte eine Teilnehmerin. Journalisten vor Ort wiesen darauf hin, dass sich sehr viele junge Frauen an der Demonstration beteiligten, viele mit dem Slogan der #MeToo-Bewegung. Immer wieder wurden Transparente mit Fotos von Kindern hochgehoben, die bei Schiessereien in Schulen, Kinos und Kirchen erschossen wurden.
„Entweder ihr vertretet das Volk, oder ihr geht“, hiess es auf Transparenten, „Welcome to the revolution“ auf andern. „The voters are coming“, riefen Studenten. In sechs Monaten finden in den USA Zwischenwahlen statt. Viele der Demonstranten haben zum ersten Mal an einer politischen Demonstration teilgenommen und können im Herbst zum ersten Mal wählen.
Präsident Trump hat am Freitag kleinere Beschlüsse gegen die Waffengewalt unterzeichnet. Doch dadurch werde die „Waffenepidemie“, wie sie die Demonstranten nennen, nicht eingedämmt. Die Kongressabgeordneten haben die Forderung nach stärkerer Waffenkontrolle „weitgehend missachtet“, schreibt die New York Times.
„Criminals love gun control“
Alle Amerikaner dürfen nach wie vor Waffen kaufen, ohne sich vorher einem Persönlichkeits-Check unterziehen zu müssen. Die Forderung, das Alterslimit für den Kauf von Waffen auf 21 Jahre heraufzusetzen, wird nicht umgesetzt. Nach wie vor dürfen Sturmgewehre mit grossen Magazinen verkauft werden
Vertreter der Waffenlobby spotteten über die Demonstranten. In Salt Lake City fand eine kleine Gegendemonstration statt. Einer der Teilnehmer war Brandon McKee. Er trug gut sichtbar eine Pistole am Gurt und erschien mit seiner elfjährigen Tochter Kendall. Er hielt ein Transparent hoch mit der Aufschrift: „Criminals love gun control“.
(J21)