In der Sammlung Oskar Reinhart "Am Römerholz" hoch über Winterthur hängt Meisterwerk neben Meisterwerk. Den Mittelpunkt bilden die Impressionisten, ergänzt um ihre Vorläufer und Nachläufer. Was der 1885 geborene und 1965 gestorbene Mäzen so kenntnisreich wie zielstrebig zusammentrug und mit seinem Ableben der Eidgenossenschaft schenkte, besitzt einzigartigen Rang. Cranach d. Ä., de Goya, Delacroix, Corot, Daumier, Courbet, Manet, Renoir, Cézanne, van Gogh und Maillol sind die grossen Namen.
Eine gute Empfehlung
Nach dem Besuch von Ausstellungen mit Gegenwartskunst und ihren nicht ausnahmslos interessanten Verunsicherungen und ihren oft ins Wasser schlagenden Provokationen wirkt es beruhigend und bereichernd, sich auf eine überschaubare, der bleibenden Qualität verpflichtete Sammlung einzulassen.
Die im Sinne Oskar Reinharts spannungsvoll dialogisch, nach dem Zusammenspiel von Farben und Motiven gehängten Werke verschaffen dem Betrachter Atem und Orientierung und rücken die Massstäbe ins Lot. Die im Kunstbetrieb eingelegte Pause stärkt für die nächsten Begegnungen mit dem künstlerisch Neuen und Allerneuesten. Eine oder zwei Stunden im "Römerholz" zu verbringen, ist auch und gerade im Dezember-Trubel eine gute und leicht befolgbare Empfehlung.
Gesamtkunstwerk
Die Gemälde, Zeichnungen und Plastiken sind Teil eines rundum erfreulichen Gesamtkunstwerks. Es besteht aus der Ruhe des Ortes am Waldrand, der vor bald hundert Jahren vom Genfer Architekten Maurice Turrettini in nobler Nüchternheit erbauten Villa, der prächtigen, seinerzeit von den Gebrüdern Mertens gestalteten Gartenanlage und dem gepflegten Museumscafé mit Blick auf Winterthur.
Niemand im "Römerholz" spricht von Event und fährt das Angebot mit Marketingbegriffen auf die stets gleich langweiligen Höhen von doch bloss trügender Bedeutung. Die Sammlung und ihr Ambiente bleiben der Zeit und der Mode entrückt. Um so denkwürdiger und authentischer ist das Erlebnis der Kunst. Sorgfältig ausgewählte Sonderausstellungen setzen aktuelle Akzente.
Bedrohte Museen?
Das "Römerholz" gehört der Eidgenossenschaft und wird betreut vom Bundesamt für Kultur. Dessen schützende und fördernde Hand ist jetzt besonders gefragt. Denn die Stadt Winterthur drücken schwere Finanzsorgen, die auch die Museen in Mitleidenschaft ziehen könnten.
Die Villa Flora musste mit der vorläufigen Schliessung ab Ende April bereits einen Offenbarungseid leisten. Ob sich die schwarzen Wolken über den anderen Museen verziehen, ist ungewiss. Die kulturelle Ausstrahlung Winterthurs ist gefährdet und zwingt die Verantwortlichen zu harten Gesprächen mit dem Ziel, den schönen, anregenden Kunstpausen keine lähmenden folgen zu lassen.
Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz»
Haldenstrasse 95
8400 Winterthur
www.roemerholz.ch