Dass die katholische Kirche keine Glieder mehr streckt, Ketzer nicht mehr in Kerkern verrotten lässt und keine Hexen mehr verbrennt, keine Kreuzritter mehr mordend und brandschatzend gegen Jerusalem ziehen, musste erkämpft werden. Die heilige Inquisition, deren Nachfolgeorganisation der amtierende Papst vorstand, hat nicht freiwillig von ihrem Terror im Namen Gottes gelassen. Dass wir heute, im Gegensatz zu Galilei, forschen, erkennen und unser Leben nach unserer Façon führen dürfen und ungestraft sogar unser angeblich ewiges Seelenheil aufs Spiel setzen können, das hat uns die katholische Kirche nicht freiwillig zugestanden. Wenn es nach ihr gegangen wäre, vegetierten wir heute noch im finstersten Mittelalter. Geknechtet, unwissend, unterdrückt, Fron und Ausgezehr als gottgewollt hinnehmend. In diesem Wissen müssen wir uns energisch gegen fanatische Irrläufer wehren, die im Namen einer anderen grossen Religion Botschaften stürmen, Menschen umbringen und im Namen Allahs Wahnsinnstaten vollbringen. Wenn wir in der aufgeklärten Welt wieder Angst haben müssen, dass wir nicht alles kritisieren, karikieren, sogar blasphemisch sein dürfen, dann geben wir auf, was eine aufgeklärte Gesellschaft von finsterster Tyrannei unterscheidet. Hier geht es nicht um eine Ablehnung oder gar Verurteilung des Islams. Sondern um die Weiterführung des Kampfs gegen jeden religiösen Herrschaftsanspruch. Das sind wir unserer eigenen Geschichte schuldig. Wenn wir das nicht tun, könnten auch in Europa wieder die Scheiterhaufen lodern. (René Zeyer)