Es gibt kaum ein Thema, bei dem ich mit mir selbst so uneins bin wie bei der Forderung nach Frauenquoten. Natürlich ist es inakzeptabel, dass Frauen in Führungspositionen noch immer so krass untervertreten sind. Und klar ist auch, dass die Männer ihre Bastionen nicht freiwillig räumen werden. Insofern haben die Freisinnigen Frauen recht, die sich unlängst für Frauenquoten in Verwaltung und Unternehmen ausgesprochen haben. Und doch und doch: Ich kann mich mit dem Postulat nicht anfreunden. Nicht dass es staatlicher Regelung bedarf, stört mich. Allein auf Freiwilligkeit zu setzen, wäre naiv. Aber wenn ich bedenke, dass Frau einen anspruchsvollen Posten nur erhält, weil eine Quote erfüllt werden muss, dann überkommt mich ein ungutes Gefühl. Ich will doch um meiner selbst geliebt bzw. um meiner Leistung willen befördert werden und nicht auf Grund meines Geschlechts, meiner Hautfarbe oder sonst irgendeines Minderheitenstatus. Wie leicht es geschieht, dass man als Frau übergangen oder männlichen Kollegen gegenüber schlechter gestellt wird, weiss ich aus eigener Erfahrung. Ich weiss aber auch, wie es sich anfühlt, auf ein Podium geladen zu werden, nur weil die Organisatoren realisierten, dass da noch eine weibliche Stimme fehlt. Am liebsten würde man absagen und tut es dann doch nicht, weil es sonst wieder heisst: Die Frauen wollen ja gar nicht! Doch wir wollen, und wir können, und wir boxen uns durch – ohne Quoten, sondern einfach nur, weil wir gut und manchmal sogar besser sind als all die Männer, die zu Recht unsere Konkurrenz fürchten. (Klara Obermüller)