Im Investmentbanking in den USA fuhr die UBS zwischen 2006 bis Ende 2010 einen kumulierten Verlust von rund 45 Milliarden Dollar ein. Diese Spitzenleistung vergoldeten sich die Banker mit Honoraren in der Gesamthöhe von 34 Milliarden. Ausserhalb der Banken-Blasenwelt zwei überzeugende Gründe, ein solches Betätigungsfeld sofort zu verlassen. Auch rund ums Investment-Banking knattert und kracht es an allen Ecken und Enden. Im Wealth-Management, also dem Geschäft mit reichen Kunden, verlor die UBS in den USA im letzten Jahr 130 Millionen Dollar.
Der Milliardär Igor Olenicoff hätte gerne 500 Millionen zurück, weil er sich von der UBS betrogen und in Steuerprobleme mit hineinberaten fühlt. Der Nachlassverwalter von Madoff möchte gleich 2 Milliarden von der UBS, der deutsche Rentner Peter S. hätte gerne über 60 Millionen Euro zurück, die die Bank seiner Ansicht nach verröstet hat. Immer mehr Amis, deren Kundendaten an den US-Fiskus ausgeliefert wurden, klagen gegen die UBS. In der Westschweiz kämpft eine Gruppe von Anlageopfern um die Rückzahlung von Verlusten in «Absolute Return Bond Fonds» (ARB), der Swatch-Konzern fordert 30 Millionen Franken aus abgesoffenen ARB-Produkten von der UBS.
Zeichen auf Sturm
Natürlich, Anleger, die Verluste erlitten haben, wollen häufig Geld zurück, der Betreibungsauszug jeder beliebigen Bank ist beeindruckend lang. Aber während sich die Credit Suisse beispielsweise ihres Problems mit Lehman-Opfern entledigte, indem sie zähneknirschend 150 Millionen zurückzahlte, schaltet die UBS in solchen Fällen immer auf stur, wohl nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert. Im Bankertalk sind das sogenannte «soft factors» im Reputationsmanagement, auf Deutsch: Wie viel Geld müssen wir auf den Tisch legen, um einen dunklen Fleck auf dem Image wegzubürsten? Gerade in der Vermögensverwaltung reagieren Kunden sehr empfindlich auf eine Häufung solcher Vorkommnisse und Nachrichten. Dieser Pfeiler des traditionellen Schweizer Bankgeschäfts ist also zumindest angesägt.
Aber das ist gar nichts im Vergleich zu den Risiken im Investmentbanking. Selbst die Kollegen von der britischen Royal Bank of Scotland (RBS) fragen in einer Studie: «Warum eigentlich steigt die UBS nicht aus dem FICC-Geschäft aus?» Das steht für festverzinsliche Devisen und Rohstoffe und hatte die UBS an den Rand des Ruins getrieben. Und die RBS weiss, wovon sie spricht: Auch bei ihr musste der britische Steuerzahler mit Multimilliarden eingreifen, um eine Pleite zu verhindern.
Warum nicht?
In der aktuellen Grosswetterlage, Euro-Krise, Rezession in Japan, drohende Staatspleiten, bedeutet ein Gewinnziel von 15 Milliarden Franken das Inkaufnehmen von hohem Risiko, um es zurückhaltend auszudrücken. Eigentlich sollte in einer gut organisierten Bank der Verwaltungsrat die Strategie und Zielsetzung bestimmen, die Geschäftsleitung hat das, vom VR kontrolliert, auszuführen. Anders bei der UBS.
Vom VR-Präsidenten Kaspar Villiger hört man nichts oder nachgesprochene Sätze von his master’s voice Oswald Grübel. Der CEO wiederum will seine Erfolge im Investmentbanking bei der Credit Suisse wiederholen. Dabei blendet Grübel natürlich aus, dass er selbst zwar im richtigen Moment bei der CS zurücktrat, die Bank allerdings bereits ein Jahr später den grössten Verlust aller Zeiten verkünden musste, satte 8,2 Milliarden Miese. Also Zustände wie weiland beim allmächtigen Marcel Ospel. Der Ausgang ist auch da bekannt. Offensichtlich sprechen lediglich ungezügelte Allmachtsfantasien des von seinem VR nicht genügend kontrollierten CEO Grübel für diese riskante Geschäftspolitik.
Die Besitzer der UBS leiden
4,3 Milliarden Franken Boni für das Jahr 2010, Stänkereien gegen die geplante Heraufsetzung des Eigenkapitals, Vollgas im Investmentbanking, all das macht die UBS natürlich nur, weil sie ihren Besitzern Freude bereiten möchte. Die will aber nicht so recht aufkommen. Der Aktienkurs dümpelt auch nach der letzten GV weiterhin bei 16 Franken vor sich hin, für eine Dividende hat es wieder nicht gereicht, für Aktienrückkäufe oder andere kosmetische Aktionen, um den Kurs zu pushen, ist natürlich kein Geld vorhanden, was künftige Gewinnziele betrifft, ist ein besorgniserregender Realitätsverlust zu konstatieren. Wie spottete da ein Kenner der Börse in einem anderen Zusammenhang: «US-Staatspapiere bieten Risiko ohne Rendite.» Da hat er wohl den Buchstaben B vergessen.