Ruby am Strand von Mexiko, Ruby in Dubai, Ruby mit Champagner im Luxushotel, Ruby eröffnet in den Emiraten ein Bankkonto und macht in Mexiko Geschäfte.
Die Marokkanerin Karima el-Marough alias „Ruby Herzensbrecherin“ dokumentiert auf Facebook ihr Luxusleben. Die Fotos, die sie auf Facebook stellte, könnten als Boulevard-Stoff abgetan werden. Doch sie sind mehr als Boulevard, sie sind - für Berlusconi - eine Belastung. Schon weist am Freitag die linksliberale Römer Zeitung „La Repubblica“ genüsslich auf sie hin.
Wegen Ruby war Silvio Berlusconi im letzten Jahr erstinstanzlich zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Gegen das Urteil reichte der Medienzar und frühere Ministerpräsident Rekurs ein. Das Berufungsverfahren beginnt am 20. Juni in Mailand.
"Wie ein Vater"
Berlusconi wird vorgeworfen, Sex mit der damals minderjährigen jungen Frau gehabt zu haben. Der heute 77-Jährige bestreitet dies. Auch Ruby selbst sagte, Berlusconi sei „wie ein Vater zu mir“ gewesen. Von Sex keine Spur. Zeuginnen, die an den Bunga Bunga-Partys in Berlusconis Villa in Arcore bei Mailand teilnahmen, sahen es anders. Auch das Gericht glaubte weder Berlusconi noch Ruby.
Schweigegeld?
Erwiesen ist, dass Berlusconi nicht nur Ruby, sondern auch andere junge Frauen mit Millionen überschüttete. Ruby selbst soll nicht nur teure Kleider, Schmuck, eine Wohnung und ein Auto erhalten haben - sie soll, so die Staatsanwaltschaft, auch Schweigegeld kassiert haben. Man spricht von bis zu fünf Millionen.
Und deshalb sind diese Fotos brisant. Berlusconi wird diese Fotos wohl nicht mögen. Woher hat denn Ruby das Geld, das ihr dieses Luxusleben ermöglicht? Laut „La Repubblica“ will sie in Dubai zwei Millionen Euro investieren.
Ruby ist seit längerem liiert mit einem früheren Türsteher eines Nachtlokals, in dem sie als Tänzerin und leichtes Mädchen auftrat. 2011 gebar sie eine Tochter: Sofia.
Weitere Prozesse
Berlusconi, der im November aus dem Senat verbannt wurde und damit die politische Immunität verlor, hat weitere juristische Probleme.
Hängig ist auch ein Berufungsprozess gegen drei Vertrauensleute Berlusconis. Ihnen wird vorgeworfen, Berlusconi „frisches Fleisch“ geliefert zu haben – unter anderem Ruby. Verantworten müssen sich der Ex-Chefredakteur der Tagesschau TG 4, Emilio Fede, der frühere Showgirl-Manager Lele Mora und die Ex-Regionalpolitikerin Nicole Minetti. Sie wurden wegen Beihilfe zur Prostitution zu Haftstrafen zwischen fünf und sieben Jahren verurteilt.
Nicole Minetti, eine enge Vertraute Berlusconis, war es, die Ruby mitten in der Nacht von einem Polizeiposten in Mailand abgeholt hatte. Ruby war nach einem Diebstahl festgenommen worden. Der Polizeikommandant verfügte widerwillig die Freilassung, nachdem Berlusconi ihn angerufen und gesagt hatte, Ruby sei "die Nichte Mubaraks".
Nicht genug: Berlusconi wird demnächst in Neapel vor Gericht erscheinen. Im Jahr 2006 war der Mitte-Links-Politiker Sergio De Gregorio plötzlich der Partei von Berlusconi beigetreten. Er sicherte dem Ministerpräsidenten so sein politisches Überleben. Berlusconi wird vorgeworfen, De Gregorio mit drei Millionen Franken bestochen zu haben.
Sozialdienst
Im vergangenen August war Berlusconi wegen Steuerbetrugs zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Wegen seines fortgeschrittenen Alters und wegen eines früheren Erlasses wurden ihm sofort drei Jahre erlassen.
Am 10. April wird ein Gericht entscheiden, ob er unter Hausarrest gestellt wird oder ob er ein Jahr Sozialdienst leisten muss. Berlusconi wünscht sich den Sozialdienst.
Ein Gericht befahl auch, dass Berlusconi mit einem zweijährigen Amtsverbot belegt wird. Trotzdem wollte er jetzt für die Europa-Wahlen kandidieren. Daraus wird nun nichts. Das Gericht befand letzte Woche, eine solche Kandidatur sei nicht rechtsgültig. Laut einem Anti-Korruptionsgesetz sind Personen, die zu zwei Jahren oder mehr verurteilt wurden, nicht wählbar.
Ruby, die sich auf der Playa del Carmen in Mexiko räkelt, geht das alles nichts mehr an. Was man hat, das hat man.