In einem Interview, das der „Tages-Anzeiger“ aus Anlass der Massenentlassungen mit dem Chef der UBS, Sergio Ermotti, führte, meinte dieser, nach den Beziehungen zu Deutschland befragt, die seien gut, um dann zu präzisieren: „Vielleicht nicht de facto, aber offiziell. Ich hoffe, dass sich die Realität wieder den deklarierten guten Beziehungen nähert.“ Eine wunderbare Strategie, um Probleme zu minimieren oder überhaupt aus der Welt zu schaffen! Man „deklariert“ das Wunschdenken zur offiziellen Wahrheit und wartet ab, bis sich die Wirklichkeit der Illusion anpasst. Das tut sie zwar selten bis nie, aber das spielt in diesem strategischen Schema keine Rolle. Bankenchefs, Grossunternehmer und vor allem Politiker sind Weltmeister in der Kunst, das Sein im Schein verblassen zu lassen. Die offizielle Deklaration killt jegliches de facto. Und weil die erste Hoffnung verspricht, während das zweite nur Unannehmlichkeiten verheisst, sind wir geneigt, den Illusionisten zu glauben. Hinter dem „de facto“ verbergen sich Denkarbeit, Analysen und logische Schlussfolgerungen. Hinter dem Begriff „offiziell“ verstecken sich Rhetorik, Sprachschablonen, Lügen. Dass Massenentlassungen Stress und Unglück bedeuten, das gehört in den de facto-Bereich. Offiziell nennt man das ein notwendiges Opfer für eine bessere Zukunft. De facto und offiziell sind nicht kompatibel. Oder, wie es Hildegard Knef so schön in einem ihrer Lieder sagt: „Denken schadet der Illusion.“ (Christoph Kuhn)