Die Masseneinwanderungsinitiative war eine bewusste Irreführung. Es handelt sich nicht um Immigration, sondern freien Personenverkehr mit Europa. Diesen pflegen wir Schweizer seit Jahrhunderten. So kämpften über mehr als 300 Jahre hinweg über 100’000 Schweizer für französische Könige, überall in Europa. Weiter gibt es wohl kaum einen Schweizer, der in seiner Familie nicht Vorfahren hat, welche ausserhalb der Schweiz geboren wurden.
Die rund 20% der Schweizer jenseits der rund 30% des normalen SVP-Kontingents, welche Ja stimmten, sind einem zweiten Irrtum aufgesessen. Sie vermeinten, lärmige Afrikaner im Quartier los zu werden. Tatsächlich werden sie nun länger auf einen Termin beim in Deutschland ausgebildeten Zahnarzt zu warten haben, keine Putzfrau aus Osteuropa mehr finden und ihren Nachttopf im Altersheim selber leeren müssen.
Ein weiterer Irrtum liegt vor bei den Kommentaren, welche von geballter Macht “der Wirtschaft” reden, gegen welche sich der Volkswille durchgesetzt hätte. Das Gegenteil traf zu. Da die Schweiz als einziges zivilisiertes Land keine Gesetzgebung über private Politikfinanzierung kennt, liegen keine Zahlen vor. Wie immer bei SVP-Feldzügen, wurde wohl auch diese Kampagne reichlich mit Treibstoff aus den Privatschatullen ihrer National-Milliardäre versehen. Gratis war der Versand des SVP-Kampfblattes ‘Schweizerzeit’ an alle Haushaltungen sicher nicht.
Den gewaltigsten Irrtum werden schliesslich jene erfahren, welche Ja stimmten, um den Beitritt der Schweiz in die EU noch weiter in die Ferne zu rücken. Die ersten Kommentare machen klar, dass die Schweiz mit ihrem Nein zu einem der zentralen Grundprinzipien von Europa zu weit gegangen ist. Brüssel wird diesmal die Zusammenarbeit aufkünden. Der schweizerische Ast, angesägt vom Diktat eines Zufallmehrs, wird vom europäischen Baum abfallen und verkümmern. Einziger Weg zurück zu Wohlstand und internationalem Status wird letztlich der bedingungslose Beitritt zur EU sein.
Jener EU, welche die Schweiz viel weniger braucht als umgekehrt.