Man war Fan der Beatles oder der Rolling Stones, „A hard day‘s night“ oder „I can get no satisfaction“. „Yesterday“ oder „Ruby Tuesday“, etwas anderes gab es kaum, wenn man Mitte der 60er Jahre aufwuchs. Bis, ja bis zur ersten kalifornischen „Surfin’ Safari“ mit den Beach Boys. Das fuhr ein. Anders, melodisch und doch echter Rock ‘n‘ Roll.
The Beach Boys
53 Jahre nachdem ihr Berichterstatter „Little Honda“ ein erstes Mal im Rahmen eines „Gymifäschts“ im Freundenberg gehört hatte, nun also Brian Wilson mit verbliebenen und neuen Beach Boys live am Nostalgie-Abend des Montreux Jazz Festivals.
In der Hauptstimme noch durchaus passabel gesungen vom 75-jährigen Al Jardine, einem der Ur-Beach Boys, nimmt die 125er Honda rasch Fahrt auf, tönt wie einst und löst einen ersten, massiven Nostalgieschub aus. Ähnlich dann mit der traurigen Ballade von der „Sloop John B.“, welche „my grandfather and me“ nach Hause trägt.
Brian Wilson
Geschrieben und komponiert wurden die meisten Songs damals von Brian Wilson, dem Kopf der Band, der auch selbst zum Singen anhebt. Was er besser unterlassen hätte, da er seine Stimme völlig verloren hat. Man versucht, sein pathetisches Keuchen aus dem Gesamtsound der exzellenten Begleitband herauszufiltern, was je länger das Konzert dauert, je weniger gelingt. Hätte er doch geschwiegen, umso mehr als einige in der Band das typische Beach Boys-Falsetto perfekt beherrschen.
Bryan Ferry
Ganz anders am selben Abend und im selben grossen Konzertsaal „Stravinski“ des MJF das „Roxy Music“-Urgestein Bryan Ferry, der altersbedingte Stimmschwächen mit zwei „back-up vocals“ und einer phantastischen jungen Saxophonisten geschickt übertönte.
Good old Rock ‘n‘ Roll aus den 70er Jahren, was ihrerseits meine Allerliebste, wie damals in ihren Jugendjahren zum selbstvergessenen Mittanzen zwischen den Stuhlreihen animiert.
Lee Ritenour
Leiser dann der Ausklang im intimeren MJF Jazz Club mit Lee Ritenour und einem klassischen Trio: Klavier, Bass und Schlagzeug. Hatte dieser in den 70er Jahren als ein Teil des Duos „Steely Dan“ mit bis zur Extase getriebenen Gitarrensoli elektrisiert, so tendiert er nun im Alter Richtung virtuosen „chill-out“. Im Gegensatz zu Brian Wilson hat er offensichtlich verinnert, was altersgerechte Musik kann oder eben nicht kann.