Martin Schulz hat die SPD beflügelt wie kein Zweiter seit Willy Brandt, aber für seinen Absturz gibt es kein Beispiel in der Geschichte dieser Partei. Der Knall war dumpf und ohrenbetäubend zugleich.
Unmittelbar nach der Wahlschlappe war seine Absage an jede denkbare Fortsetzung einer Grossen Koalition nachvollziehbar. Mit dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen ist aber eine völlig neue Situation entstanden. Zunächst sagte Schulz energisch nein, dann ein bisschen ja, und so weiter. Was nun, Herr Schulz?
Keiner weiss, ob die Grosse Koalition kommt. Aber eines weiss man ganz genau: Schulz nimmt immer seinen Mund zu voll. Erst will er unbedingt Kanzler werden, dann stürzt er ab wie ein Kind, das zu hoch auf einen Baum geklettert ist, dann will er auf jeden Fall in die Opposition. Aber das gelingt ihm auch nicht so recht.
Wohin mit Martin Schulz? Ist er charismatisch? Ist er kompetent? Ist er unverzichtbar? Ist er der Mann, der der Kanzlerin in welcher Konstellation auch immer, derartig auf die Finger hauen wird, dass alle nur noch „Donnerwetter“ sagen? Dazu müsste er aber erst einmal als Parteivorsitzender der SPD im Dezember mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt werden.
Wird ihm das gelingen? Als selbstbewusster Parteiführer tritt er derzeit nicht auf. Sigmar Gabriel hat ihm an Selbstbewusstsein einiges voraus. Und auch Olaf Scholz – trotz seines Debakels in Hamburg im Sommer mit etwas zu viel Polizeieinsatz. Dazu kommen die Frauen: Malu Dreyer, Manuela Schwesig, Andrea Nahles. Hat jemand einen Job für Schulz? Vielleicht lässt er sich als Trainer empfehlen, von dem man lernen kann, kullernd zu Boden zu gehen. Als Leitbild für die SPD ist er aber nicht zu empfehlen. Entweder kneift er sich oder die SPD ihn, um aus dem Albtraum zu erwachen.