Vor 60 Jahren, am 24. Januar 1965, starb Winston Churchill. Ohne ihn hätte sich England zu Beginn des 2. Weltkriegs nicht mutig gegen die Deutschen gestellt. Der Krieg wäre zumindest in Europa völlig anders verlaufen.
Churchill war ebenso brillant wie umstritten. Im Ersten Weltkrieg trug er als Erster Lord der Admiralität die Hauptverantwortung für die Schlacht um Gallipoli, die in einem Desaster endete. Daraufhin wurde er aus seinem Amt entfernt.
In den darauf folgenden Jahren erwies er sich in der Politik stets als konfliktfreudiger Mann mit Ecken und Kanten. Politische Erfolge und Niederlagen wechselten sich ab, und wenn es ihm zu bunt wurde, zog er sich auf seinen Landsitz Cartwell in Kent zurück. Dort schrieb und malte er. Seine publizistische Tätigkeit war so umfangreich, dass er eigene Rechercheure beschäftigte sowie Schreibkräfte, denen er seine Arbeiten bis spät in der Nacht diktierte. Seinem Biographen William Raymond Manchester zufolge war Churchill in den 1930er Jahren der bestbezahlte Schriftsteller und Kolumnist der Welt.
Seine grösste Leistung besteht darin, sich gegen die Appeasement-Politik von Neville Chamberlain zu stellen, England zum Krieg gegen Deutschland zu motivieren und als Premierminister von 1940 bis 1945 die dafür notwendigen internationalen Allianzen zu schmieden.
Mit dem Ende des Krieges schwand seine Popularität, so dass er als Premierminister abgewählt wurde. Allerdings war ihm von 1951 bis 1955 eine zweite Amtszeit beschieden. In dieser Zeit, 1953, wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Insbesondere seine Geschichte des Zweiten Weltkrieges, aber auch seine Redekunst wurden vom Nobelpreiskomitee hervorgehoben.
Doch dürfen seine dunklen Seiten nicht übersehen werden. Churchill hielt an kolonialistischen Ansichten fest und traf zum Beispiel in Indien Entscheidungen, die sich in keiner Weise mit den Menschenrechten vereinbaren lassen. Die britische Reaktion auf die Bengalische Hungersnot 1943 mit Millionen Toten wird ihm angelastet.
Der Bombenkrieg gegen Deutschland ist ein weiteres zum Teil dunkles Kapitel. Die Bombardierung Dresdens gegen Ende des Krieges ergab keinen strategischen Sinn. Kritiker bemängeln, dass er seiner Rachsucht erlegen sein könnte.
Berühmt ist seine Rede zu Europa, die er am 19. September 1946 in Zürich hielt. Darin trat er für eine starke europäische Gemeinschaft ein, damit Europa gegen die Bedrohungen durch den Kommunismus bestehen könne. Dabei wurde von den meisten Zuhörern nicht bemerkt, dass Churchill England nicht als Teil dieser Europäischen Gemeinschaft sehen wollte.
Das Bild zeigt Winston Churchill auf dem Münsterhof in Zürich am 19. September 1946.
(Journal21)