Rudolph Giuliani III ist eine der schillerndsten Figuren in der amerikanischen Politik und Justiz. Es gibt wohl nur wenige Persönlichkeiten, die in ihrem öffentlichen Ansehen derartige Höhen erklommen und derart tiefe Abstürze erlebt haben. Zu seinem 80. Geburtstag am 28. Mai 2024 hat er den Tiefpunkt erreicht.
Während seiner ersten Amtszeit in New York (1994–1998) wurde er in ganz Amerika für seine Nulltoleranzpolitik gegenüber der Verwahrlosung auf den Strassen und Plätzen und auch gegenüber der Kleinkriminalität bekannt. Dahinter stand die kriminologische Broken-Windows-Theorie: Wenn sich an nur einer Stelle im Strassenbild Zeichen von Unordnung oder Vandalismus zeigen, entsteht daraus eine beständige Steigerung der Verwahrlosung bis hin zur Kriminalität. Giuliani war der Erste, der diese seit Längerem in Fachkreisen bekannte Theorie mit Erfolg in der Praxis umsetzte.
In seine zweite Amtszeit (1998–2001) fielen die Terroranschläge vom 11. September. Rudy Giuliani schaffte es, in dem ganzen Chaos und der Verzweiflung, Ruhe und Zuversicht zu vermitteln. In dieser Zeit wurde er zum Inbegriff des guten Bürgermeisters.
Sein politischer Ehrgeiz ging aber weiter und führte ihn insbesondere dadurch ins Zwielicht, dass er sich mehr und mehr hinter Donald Trump stellte und ihm während dessen Amtszeit als Rechtsberater diente. Am Ende scheute er sich nicht, Trumps Lüge von der gestohlenen Wahl zu übernehmen und zu propagieren. Daraus folgten rechtliche Auseinandersetzungen, in deren Verlauf er zu Millionenzahlungen verurteilt wurde.
Das Foto stammt vom 3. September 1982. Als Generalstaatsanwalt musste er sich vor Reportern mit dem Vorwurf auseinandersetzen, nicht gegen einen FBI-Aufseher ermittelt zu haben, dem Fehlverhalten zur Last gelegt wurde.
(Journal 21)