Vor 100 Jahren fand am 9. November in München Hitlers «Marsch auf die Feldherrnhalle» auf dem Münchner Odeonsplatz statt. Vorbild war Mussolinis Marsch auf Rom am 28. Oktober 1922.
Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle, der Teil eines Putsches gegen die deutsche Regierung war, wurde rasch niedergeschlagen. Im Nachhinein wirkt er wie eine nicht ganz ernst zu nehmende Episode, und es fehlte nicht viel, dass es dabei geblieben wäre. Der irische Historiker Mark Jones stellt dazu in seinem Buch «1923» folgende Spekulation an: Als Hitler mit seinen Anhängern auf die Feldherrnhalle zumarschierte, gab die Polizei einige Schüsse ab. Der Mann neben ihm, Max Erwin von Scheubner-Richter, den er untergehakt hatte, wurde tödlich getroffen, und Hitler kugelte sich die Schulter aus. «Wäre die Kugel nur einige Zentimeter weiter rechts eingeschlagen, wäre der Name Hitler heute unbekannt.» Insgesamt gab es im Zusammenhang mit dem Putsch 20 Tote.
Aus gegebenem Anlass erinnerte Michael Brenner, Inhaber des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung daran, dass mit dem Putsch antisemitische Ausschreitungen verbunden waren. So wurde zum Beispiel, wie Brenner schreibt, «der Münchner Rabbiner Leo Baerwald nachts aus seiner Wohnung geholt, auf ein Feld ausserhalb der Stadt geführt und mit Erschiessung bedroht, während er an einen Baum gebunden wurde. Der Rechtsanwalt Philipp Löwenfeld konnte dem Schrecken dieser Nacht gerade noch entkommen. Am Abend des 8. November klingelte ein Bekannter gegen halb zwölf an seinem Büro, um zu melden, er sei in persönlicher Gefahr und solle sich verstecken. Löwenfeld griff auf das Angebot eines Nazi-Anhängers zurück, der ihn retten wollte und ihn in einem Auto mit Hakenkreuzfahne durch die Stadt fuhr.»
Bekanntlich wurde Hitler im Zusammenhang mit diesem Putsch angeklagt und zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, von der er aber in Landsberg am Lech nur 9 Monate absass. Er hatte eine Zelle, in der vor ihm schon Erich Ludendorff gesessen hatte, der ebenfalls an dem Putsch von Hitler – daher «Hitler-Ludendorff-Putsch» – beteiligt war. Während seiner Haftzeit schrieb Hitler «Mein Kampf».
Das Bild zeigt Barrikaden vor dem damaligen Münchner Kriegsministerium am 9. November 1923.
(J21)