Seit sechs Wochen wird die ukrainische Hafenstadt Mariupol eingekesselt und beschossen. Erinnerungen an Sarajevo werden wach: Die bosnische Hauptstadt (im Bild) wurde fast vier Jahre lang belagert und beschossen. 11’000 Menschen kamen ums Leben.
Die Einkesselung Sarajevos begann vor fast genau dreissig Jahren. Die Armee der bosnischen Serben («Republik Srpska») und serbische Einheiten schnitten Anfang April 1992 alle Zufahrtswege zur Stadt ab. Die Belagerung dauerte 1’425 Tage lang. Es war die längste Einkesselung einer Stadt im 20. Jahrhundert. Täglich wurde die Stadt beschossen. Allein am 22. Juli 1993 schlugen 3’777 Granaten ein. Immer wieder wurden Märkte angegriffen. Am 5. Februar 1994 tötete ein Mörsergeschoss auf dem Markale-Marktplatz 68 Menschen.
Der Armee der «Republik Srpska» wurde von Radovan Karadžić gegründet und vom serbischen Präsidenten Slobodan Milošević unterstützt. Geführt wurde sie von Ratko Mladić. Ihnen wurden zahlreiche gezielte Kriegsverbrechen vorgeworfen, unter anderem der Beschuss von Sarajevo und vor allem das Massaker von Srebrenica.
Alle drei wurden an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausgeliefert. Slobodan Milošević starb 2006 im Gefängnis. Radovan Karadžić wurde 2019 wegen Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt. Auch Ratko Mladić war des Völkermords angeklagt und erhielt im Juni letzten Jahres definitiv «lebenslänglich».