Als Joseph Ratzinger sein Amt als Erzbischof der Erzdiözese München und Freising antrat, lag schon eine beachtliche theologische Karriere hinter ihm und eine noch beachtlichere vor ihm. Als akademischer Theologe und Kleriker wurde er der wichtigste Widersacher von Hans Küng. Nicht umsonst bekleidete er ab 1982 in Rom das Amt des Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, 2002 wurde er Dekan des Kardinalskollegiums und 2005 Papst.
Seit dem 28. Februar 2013 ist Ratzinger «Papa emeritus». Eine Kuriosität besteht darin, dass er mitterweile der älteste Papst der Geschichte ist, denn Leo XIII. starb mit 93 Jahren, allerdings als Papst. Nicht ganz so kurios ist die Tatsache, dass Ratzinger jetzt zugeben musste, im Zusammenhang mit dem jüngst veröffentlichten Münchner Missbrauchsgutachten gelogen zu haben.
Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe er doch an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen, heisst es in einer Stellungnahme gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Fehler sei aber «nicht aus böser Absicht heraus geschehen», sondern «Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme». Dies tue ihm «sehr leid», und er bitte, dies zu entschuldigen. – Diese Sitzung ist deswegen so wichtig, weil sie exemplarisch die viel zu grosse Nachsicht zeigt, die gegenüber Missbrauchstätern geübt wurde.
Das Foto stammt vom 28. Mai 1977 und entstand anlässlich seiner Weihe zum Erzbischof der Erzdiözese München und Freising im Münchner Liebfrauendom. (Foto: Keystone/DPA/Hartmut Reeh)